Berlin. . Der Zahlenreport zur Gleichstellung des Statistischen Bundesamtes belegt: Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich, und auch an den Hochschulen kommen Frauen kaum voran. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) bekräftigt Pläne, jetzt per Gesetz gegenzusteuern.
Mädchen machen häufiger Abitur als Jungen, an der Uni ist die Hälfte der Absolventen weiblich. Doch so sehr Frauen bei der Ausbildung aufholen, danach ist Schluss: Die Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern ist in Deutschland so groß wie in kaum einem anderen EU-Land, Führungsjobs sind für Frauen rar.
Das geht aus einem Zahlenreport zur Gleichstellung hervor, den das Statistische Bundesamt gestern vorlegte. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) bekräftigte umgehend Pläne, jetzt per Gesetz gegenzusteuern: Freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft zur Chancengleichheit seien gescheitert, sagte sie unserer Redaktion. „Es muss das Prinzip gelten: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.“
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Starke regionale Unterschiede
Bisher aber verdienen Frauen in Deutschland trotz aller Gleichstellungsbemühungen immer noch rund ein Fünftel weniger als Männer – es gibt aber starke regionale Unterschiede: In den neuen Ländern beträgt die Lücke nur acht Prozent, in NRW dagegen wie im Bundesdurchschnitt 22 Prozent, was einer der schlechtesten Werte in der EU ist.
Doch haben diese Zahlen ihre Tücken. Sowohl die Autoren des Reports als auch das Familienministerium verweisen auf vielfältige Ursachen: Die erziehungsbedingten Berufsunterbrechungen wirken langfristig auf den Lohn. Frauen sind seltener in gehobenen Positionen tätig, dafür überproportional häufig in schlechter bezahlten Branchen.
Die Statistiker haben versucht, solche Einflüsse herauszurechnen – die „bereinigte“ Lohnlücke bei ähnlicher beruflicher Stellung und Ausbildung sinkt dann auf sieben Prozent. „Das ist immer noch zu viel. Die Zahlen belegen, dass wir etwas tun müssen“, sagte SPD-Fraktionsvize Carola Reimann. Die Koalition plant ein Entgeltgleichheitsgesetz, das vor allem über mehr Transparenz im Betrieb den Betriebsräten und Gewerkschaften einen Hebel für Änderungen geben soll. Ministerin Schwesig will Eckpunkte bis Jahresende vorlegen.
Bessere Kinderbetreuung notwendig
Die Arbeitgeber halten solche Eingriffe für falsch: „Wenn Frauen beim gleichen Arbeitgeber die gleiche Arbeit leisten, werden sie auch gleich entlohnt“, versicherte die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände. Wer an den wirklichen Ursachen ansetzen wolle, müsse vor allem das Berufswahlspektrum der Frauen erweitern und für bessere Kinderbetreuung von Berufstätigen sorgen.
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Das Entgelt ist aber nicht das einzige Problem. Obwohl fast die Hälfte der Arbeitnehmer Frauen sind, liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei nur 29 Prozent – innerhalb von 20 Jahren ist die Quote allen politischen Diskussionen zum Trotz nur um vier Prozentpunkte gestiegen. Die Große Koalition sieht sich in ihren Plänen für teils feste, teils selbst gewählte Quoten in den Spitzen großer Unternehmen bestätigt. Schwesig sagte: „Nur wenn in den Chefetagen ein Wille zur Gleichberechtigung herrscht, wird sich in den Unternehmen etwas ändern.“ Allerdings ändert sich auch an den Hochschulen trotz vieler Förderprogramme bisher wenig: Der Frauenanteil unter den Professoren liegt nur bei 20 Prozent.
Auch anderswo hapert es. Frauen sind laut Report öfter von Armut betroffen und beziehen im Alter etwas häufiger Sozialhilfe.