Rom. . Erst zum zweiten Mal veröffentlicht die Vatikanbank ihre Bilanz: Gewinn und Kundenzahl sind dramatisch gesunken. Die größte Herausforderung für dürfte aber der Neuanfang nach dem Rückzug des bisherigen Präsidenten Ernst von Freyberg werden.

Wirtschaftlich ein Desaster, moralisch ein Sieg – so in etwa lässt sich die Jahresbilanz der Vatikanbank IOR zusammenfassen, je­denfalls der Mitteilung zufolge, die das „Institut für Religiöse Werke“, wie die Bank offiziell heißt, gestern verschickte.

Der Jahresgewinn des IOR ist demnach von 86,6 Millionen Euro in 2012 auf 2,9 Millionen Euro im vergangenen Jahr eingebrochen, also um rund 97 Prozent. Die Vatikanbank war in den vergangenen Jahren immer wieder mit Geldwäsche und dunklen Finanztransaktionen in Verbindung gebracht worden.

Null-Toleranz gegen zweifelhafte Kunden

„Null-Toleranz gegenüber jeder verdächtigen Aktivität”, so IOR-Präsident Ernst von Freyberg, habe deshalb seine Arbeit in den letzten 17 Monaten bestimmt. Jetzt aber kommt für ihn das Aus: von Freyberg gibt sein Amt auf. Der Deutsche hatte das Amt im März 2013 noch unter Papst Benedikt XVI. angetreten und einen radikalen Reformprozess eingeleitet, der unter anderem die systematische Überprüfung aller Konten beinhaltete.

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Derzeit verwaltet das IOR sechs Milliarden Euro an Einlagen; die verbliebenen 15 495 Kunden entsprächen den neuen Sauberkeits- und Sicherheitskriterien der Vatikanbank: Nur noch Kleriker, religiöse Orden und andere Kircheninstitutionen sowie Vatikanbedienstete und beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten dürften ein IOR-Konto unterhalten.

Erblasten drückten die Bilanz

Erblasten tragen laut IOR die Hauptschuld an den aktuellen Verlusten. Da sind zum Beispiel Investitionen in auswärtige Fonds, getätigt noch von der bis Anfang 2013 amtierenden alten Führung des IOR, die um 28,5 Millionen Euro „wertberichtigt“ werden mussten.

Ein Schlag ins Kontor waren auch jene 15,1 Millionen Euro, mit denen sich das IOR an einer Filmproduktionsfirma beteiligt hatte und die als wertloses Papier an eine Kirchenstiftung weitergereicht wurden. Und da sind jene zwölf Millionen Euro, mit denen das IOR die italienische Di­özese Terni stützte, die in ihren Spekulationen beinahe pleite gegangen wäre.