Kiew. Die ukrainische Armee hat die Separatistenhochburg Slawjansk im Osten des Landes zurückerobert. Das berichtete ihr Bürgermeister Pawlenko laut der Agentur Interfax. Die Aufständischen bestätigten den Abzug. Die Nato und Russland haltenl parallel im Schwarzen Meer ein Flottenmanöver ab

Nach wochenlangen verlustreichen Gefechten hat die ukrainische Armee die Separatistenhochburg Slawjansk zurückerobert. Die prorussischen Aufständischen hätten die strategisch wichtige ostukrainische Stadt nach intensiven Luftschlägen und Artilleriefeuer verlassen, sagte Bürgermeister Wladimir Pawlenko am Samstag der Agentur Interfax zufolge. Die Aufständischen bestätigten den Abzug.

Die Nato und Russland hielten derweil parallel im Schwarzen Meer Flottenmanöver ab. An der Nato-Übung beteiligten sich Schiffe aus den USA und sechs weiteren Nato-Staaten. Die Ukraine gehört nicht zum Bündnis.

Nach Angaben der Regierung in Kiew hisste das Militär zum Zeichen der Rückeroberung die ukrainische Flagge über dem Rathaus von Slawjansk. Eine von den Separatisten zurückgelassene russische Fahne werde verbrannt, kündigte Jugendminister Dmitri Bulatow an.

Aufständische: "Unser Widerstand ist nicht gebrochen"

Die Aufständischen wollten von einer Niederlage nicht reden. Die Kämpfer seien nicht vor der Armee aus Slawjansk geflohen, sondern sie hätten lediglich zum Schutz der Zivilbevölkerung die Stellung gewechselt, sagte der Separatistenanführer Andrej Purgin. "Unser Widerstand ist nicht gebrochen", versicherte er.

Innenminister Arsen Awakow sagte, die Kämpfer seien unterwegs in die Großstadt Donezk. Die Separatisten hatten zuletzt erneut an Kremlchef Wladimir Putin appelliert, russische Truppen zur Verstärkung zu entsenden.

Bei weiteren Gefechten in der krisengeschüttelten Ostukraine wurden der Armee zufolge sieben Soldaten getötet und sechs verwundet. Russland forderte erneut eine sofortige Feuerpause.

Ukrainischer Präsident Poroschenko gegen einseitige Waffenruhe

Purgin bekräftigte die grundsätzliche Bereitschaft der Aufständischen zu Gesprächen über eine Waffenruhe in der Ostukraine. Als Ort brachte er erneut die weißrussische Hauptstdt Minsk ins Spiel. "Die Führung in Kiew will wegen der Kämpfe nicht nach Donezk kommen, und die Vertreter der Volkswehr wiederum können wegen einer Sanktionsliste nicht nach Europa - da wäre Minsk ein Kompromiss", sagte Purgin.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte sich bereits zuvor zu Gesprächen unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bereiterklärt. Eine erneute einseitige Waffenruhe schloss er aber aus. Einen Dialog könne es nur geben, wenn alle Konfliktparteien gleichermaßen die Bedingungen dafür einhalten würden, sagte Poroschenko nach Beratungen mit den Fraktionsvorsitzenden des ukrainischen Parlaments in Kiew.

Russland stoppte unterdessen die Rückgabe von Kriegsgerät an die Ukraine. Nach der Einverleibung der Krim im März hatte Moskau begonnen, erbeutete Ausrüstung von der Schwarzmeerhalbinsel an Kiew zurückzugeben. Es gebe aber Hinweise, dass die ukrainische Armee die Waffen bei den Kämpfen im Osten des Landes einsetze, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Weil unter diesem Beschuss auch die Zivilbevölkerung leide, stoppe Russland vorerst die Rückgabe. (dpa)