Donezk. . Immer wieder gibt es in der Ostukraine Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen. Montag um 21 Uhr endet die verlängerte „Waffenruhe“ zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den Rebellen. Die OSZE-Beobachter wurden nach vier Wochen wieder freigelassen.
Die Verhandlungen in der Ostukraine klemmen. Vor allem die Rebellen scheinen Poroschenkos Friedensinitiative lediglich für PR-Zwecke nutzen zu wollen.
Der Mann gibt sich genervt. Alexander Borodai, der Regierungschef der „Donezker Volksrepublik“, verdreht seine Augäpfel leicht. „Wir führen keine Verhandlungen, wir führen Konsultationen.“ Und man habe am Freitag keinen Waffenstillstand verlängert, sondern eine Waffenruhe. „Eine extrem misslungene Waffenruhe“.
Montag um 21 Uhr endet die verlängere Waffenruhe zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den Rebellen. Eine bluttriefende Waffenruhe, die vor allem die prorussischen Rebellen für neue Angriffe genutzt haben.
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Wie die immer geballter eingesetzte schwere Kriegstechnik und ein Großteil der Rebellenstreitkräfte stammt auch Alexander Borodai aus Russland. Ein nationalistischer Publizist und PR-Experte aus Moskau, der schon beim Anschluss der Krim an Russland viele Fäden zog. Seit Mitte Mai ist er Regierungschef der separatistischen „Donezker Volksrepublik und plaudert gern mit Journalisten.
Begründung für die Entführung der OSZE-Beobachter fehlt weiter
Der Importpremier machte auch den Moderator, als die Separatisten Donnerstagnacht und Samstagabend feierlich je vier OSZE-Beobachter freiließen. „Die Position der OSZE imponiert mir“, versichert er. „Sie möchte wirklich helfen“. Er sagt nicht, warum seine Krieger die OSZE-Leute überhaupt verschleppten und fast einen Monat gefangen hielten.
Der PR-Manager verkauft die Intervention Russlands in der Ostukraine geschickt. Seit Anfang April hat Moskau immer mehr Waffen und „freiwillige Elitesoldaten“, wie es eine Website der Separatisten formuliert, in den rebellierenden Donbass hineingepumpt. Aber Borodai und seine russischen Hintermänner nehmen die Verhandlungsinitiative des ukrainischen Präsidenten Pjotr Poroschenko zum Anlass, selbst friedliche Miene zu ihrem kriegerischen Spiel zu machen. Erfolgreich.
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Die scheibchenweise inszenierte Freilassung der OSZE-Beobachter quittierten Westpolitiker wie der deutsche Außenminister Klaus-Walter Steinmeier mit Danksagungen an Moskau – neue Sanktionen werden wieder verschoben.
Bewohner beklagen Zustände „wie in Syrien oder Libyen“
Nachts dröhnt Artilleriefeuer über den Norden der Region Donezk. Auch die Ukrainer scheren sich nicht mehr wirklich um die Waffenruhe. Die Rebellen versichern, ukrainische Oligarchen und ihre Privatarmeen täten alles, um eine friedliche Lösung zu verhindern. Ukrainische Beobachter sagen, die Separatisten hätten aus dem gleichen Grund vergangene Woche einen ukrainischen Hubschrauber abgeschossen.
In Donezk hört man nachts Kalaschnikow-Salven. Es gehen Gerüchte, verschiedene Freischaren der Rebellenarmee bekriegten sich gegenseitig. „Im Stadtzentrum wird geschossen, die Rebellen greifen eine Straßensperre der Regierungstruppen an, all das sind Nachrichten die wir aus Syrien oder aus Libyen kennen“, sagt die Donezker Hausfrau Jelena Krewentschuk. „Aber jetzt ist das unser Alltag.“
Borodais Miene hat sich völlig geglättet. Die ukrainischen Politiker lebten in einer anderen Wirklichkeit, erklärt er. „Sie begreifen nicht, dass das hier ein anderer Staat ist. Sie glauben noch immer an eine Einheitsukraine und begreifen nicht, dass das undenkbar ist, nachdem soviel Blut geflossen ist.“