Berlin. . Wenn Arbeitnehmer lange krank geschrieben werden, müssen sie mit den intensiven Nachfragen ihrer Krankenkasse rechnen. Mitunter wird ihnen schlicht geraten, schnell wieder zur Arbeit zu gehen. Betroffen sind vor allem Patienten mit psychischen Krankheiten.

Sie fühlen sich überfordert, betrogen, allein gelassen im Dickicht des Gesundheitssystems: 80 000 Patienten wandten sich 2013 an die Unabhängige Patientenberatung (UPD). Häufige Klage: Bei längerer Krankheit üben etliche Kassen offensiv Druck auf ihre Versicherten aus, damit sie wieder zur Arbeit gehen. „Das ist völlig inakzeptabel“, kritisiert Karl-Josef Laumann, Patientenbeauftragter der Bundesregierung.

„Reißen Sie sich mal zusammen, dann wird das schon wieder“ – solche Sätze hören Patienten, wenn die Kassen beim Krankengeld sparen wollen und gegen geltendes Recht ihre krank geschriebenen Versicherten zu Hause bedrängen. Auch der Sozialverband VDK und die Psychotherapeutenkammer teilen die Kritik an dieser Praxis. In der Mehrheit hatten sich Patienten mit psychischen Erkrankungen beklagt. Laumann will die Branche in den kommenden Wochen nun seinerseits unter Druck setzen: „Die Kassen müssen sich hier an Recht und Gesetz halten.“

„Reißen Sie sich mal zusammen, das wird schon wieder“

„Viele Ratsuchende misstrauen ihrer Krankenkasse“, so UPD-Geschäftsführer Sebastian Schmidt-Kaehler in Berlin. Immerhin hatte jeder Vierte Recht mit seinem Verdacht, die Kasse habe Leistungen fälschlicherweise verweigert.

Bei der UPD können sich Patienten kostenlos und neutral über Patientenrechte, Kassenleistungen oder Behandlungsmethoden informieren und im Konfliktfall beraten lassen.