Washington/Abuja. Die USA unterstützen mit Aufklärungsflugzeugen die Suche nach entführten Mädchen in Nigeria. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hatte die mehr als 200 Schülerinnen vor Wochen entführt. Die nigerianische Regierung hat unterdessen Verhandlungen mit den Extremisten eine Absage erteilt.

Die USA intensivieren ihre Hilfe bei der Suche nach den über 200 von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram entführten Mädchen in Nigeria. Wie der TV-Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtete, überfliegen bemannte amerikanische Aufklärungsflugzeuge das westafrikanische Land. Außerdem versorgen die USA die nigerianischen Behörden mit Satellitenbildern. Washington hatte bereits kürzlich ein Team von Experten nach Nigeria geschickt. Es gebe aber keine Pläne, US-Kampftruppen zu beteiligen, hieß es in Washington.

Nach einem Bericht der Zeitung "Punch" gab es am Wochenende ein Treffen der ausländischen Teams mit Experten des nigerianischen Verteidigungsministeriums. Demnach ist für die nächsten Tage ein gemeinsamer Militäreinsatz geplant. Unter anderem sollen Geheimdienstinformationen genutzt und Drohnen und Techniken zum Durchleuchten von Gebäuden eingesetzt werden. Laut CNN hilft das US-Team dem nigerianischen Militär bei der Planung von Operationen.

Hollande kündigt Sicherheitsgipfel an

Derweil gibt es nach Angaben des Gouverneurs von Borno, Kashim Shettima, erstmals Hinweise auf den Aufenthaltsort der Geiseln. Nach einem Bericht der Zeitung "Punch" seien die Informationen an das Militär weitergeleitet worden, die diese nun verifizieren sollen.

Die Entführung bewegt seit Wochen die Weltgemeinschaft. Durch Internetkampagnen wurden Millionen Menschen mobilisiert, darunter auch Prominente wie die amerikanische "First Lady" Michelle Obama und die US-Schauspieler Sean Penn und Angelina Jolie.

Unter anderem wegen der Entführung der Mädchen in Nigeria, aber auch wegen der Gefahren in der Sahel-Zone, kündigte der französische Staatschef François Hollande für kommenden Samstag einen Sicherheitsgipfel mit mehreren afrikanischen Staaten in Paris an. Das sagte Hollande bei einem Besuch in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Zum Gipfel sollten Nigeria, der Tschad, Kamerun, der Niger und Benin kommen.

Regierung lehnt Verhandlungen mit Boko Haram ab

Boko Haram zeigte unterdessen ihre Geiseln erstmals in einem Video. Der britische Sender BBC brachte am Montag Ausschnitte aus dem knapp 30-minütigen Filmmaterial, das von der Agentur AFP verbreitet wurde, in dem angeblich rund 130 der Mädchen zu sehen sind. Sie sitzen auf dem Boden, tragen typisch muslimische Gewänder (Hijab) und rezitieren Verse aus dem Koran. Der Chef der Boko Haram, Abubakar Shekau, erklärte, viele der überwiegend christlich erzogenen Geiseln seien zum Islam konvertiert.

Die Terrorgruppe Boko Haram machte am Montag deutlich, dass sie wegen der entführten Mädchen möglicherweise zu Verhandlungen mit der Regierung in Abuja bereit ist. Shekau sagte, die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren würden freigelassen, wenn die Behörden alle inhaftierten Boko-Haram-Mitglieder aus dem Gefängnis entlassen.

Die Regierung hat Verhandlungen mit der Terrorgruppe Boko Haram über die Freilassung von über 200 entführten Schülerinnen abgelehnt. Nach einem Treffen zwischen Regierungspolitikern und Sicherheitskräften habe Präsident Goodluck Jonathan am Montagabend einen Handel mit den Islamisten ausgeschlossen, berichteten lokale Medien am Dienstag.

Extremisten wollen Gottesstaat einrichten

Die Mädchen waren Mitte April aus einer Schule in dem Ort Chibok im Bundesstaat Borno verschleppt worden. Seither fehlt von ihnen jede Spur. In einem ersten Bekennervideo hatte Shekau in der vergangenen Woche erklärt, er werde die Geiseln als Sklavinnen verkaufen. Daraufhin hatten die USA, Großbritannien, Frankreich und am Wochenende auch Israel ihre Hilfe bei der Suche nach den Vermissten angeboten.

Die Extremisten wollen im muslimisch geprägten Norden Nigerias einen Gottesstaat einrichten. Immer wieder verüben sie blutige Anschläge. Dem Terror sind seit 2009 über 6000 Menschen zum Opfer gefallen. (dpa)