Mailand. Silvio Berlusconi hat sich mal wieder einen seiner Lieblingsgegner vorgenommen: die Deutschen. Ihnen unterstellte er auf einer Pressekonferenz Geschichtsvergessenheit. Die Konzentrationslager hätten für sie nie existiert, sagte Berlusconi, der gar nicht zu der Veranstaltung eingeladen war.
Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi hat mal wieder zu einem verbalen Rundumschlag gegen einen seiner Lieblingsgegner ausgeholt – gegen Deutschland. „Für die Deutschen hat es die Konzentrationslager nie gegeben“, zitiert die Online-Ausgabe der Zeitung „La Repubblica“ Berlusconi: „Die Gräber von Katyn ja, die Konzentrationslager nein.“
Damit spielt Berlusconi auf das Massaker von Katyn an: Nach dem Einmarsch der russischen Armee in Polen im September 1939 wurden mehr als 21.000 Polen festgenommen und in russische Gefangenenlager gebracht. Im April und Mai 1940 wurden sie von der russischen Geheimpolizei erschossen und im Wald von Katyn nahe der Stadt Smolensk in Massengräber geworfen.
Auch interessant
Berlusconi lud sich selbst zur Pressekonferenz ein
Berlusconi sprach auf einer Europa-Veranstaltung seiner Partei Forza Italia in Mailand, bei der die Kandidaten für die Europawahl der Presse präsentiert wurden. Laut „La Repubblica“ erinnerte Berlusconi in seiner Rede auch an seinen Streit mit dem deutschen Europapolitiker Martin Schulz. Berlusconi hatte den SPD-Politiker im Europäischen Parlament scharf angegangen und gesagt, in einem Film über die KZs der Nazi-Zeit sei Schulz bestens geeignet für die Rolle des Kapo, also des KZ-Aufsehers. Schulz ist heute Spitzenkandidat der Europäischen Sozialisten zur Europawahl und Kandidat für den Posten den künftigen Kommissionspräsidenten.
Pikant: Berlusconi war zu dem Pressetermin in seiner Heimatstadt Mailand offenbar überhaupt nicht offiziell von seiner Partei eingeladen worden. Er sei „tief getroffen“ gewesen, sagte Berlusconi, als er erfahren habe, dass die Forza Italia eine Pressekonferenz gebe, von der er nichts gewusst habe. Der Ex-Premier lud sich „La Repubblica” zufolge selbst ein – und redete fast eineinhalb Stunden über die verschiedensten politischen Themen. Und eben über die Konzentrationslager.