Berlin. . Die Bundesregierung schafft die Pflege im Minutentakt ab. Sie will dazu ab 2017 fünf Pflegegrade festlegen, mit denen die Pflegebedürftigkeit der Menschen besser ermittelt werden kann. Außerdem soll die Ausbildung der Fachkräfte verbessert werden. Das neue System wird bundesweit getestet.

Die Bundesregierung will Pflegeleistungen künftig besser an die Bedürfnisse der Menschen anpassen und so mehr Personen unterstützen. Bei der Feststellung der Pflegebedürftigkeit sollen die alten Pflegestufen ab 2017 durch fünf Pflegegrade ersetzt werden, die vor allem die Hilfsbedürftigkeit von Demenzkranken stärker berücksichtigen. In den kommenden Monaten wird das neue System bundesweit getestet.

Das starre System der Minutenpflege wird abgelöst, der Pflegebedarf soll künftig stärker an der individuellen Selbstständigkeit eines Patienten gemessen werden. „Ein Mensch im Rollstuhl braucht eine andere Unterstützung als ein demenziell Erkrankter“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Dienstag zum Start der Erprobungsphase in Berlin.

„Ein Mensch im Rollstuhl braucht eine andere Unterstützung als ein demenziell Erkrankter“, so Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).
„Ein Mensch im Rollstuhl braucht eine andere Unterstützung als ein demenziell Erkrankter“, so Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). © dpa

Bewähren sich die fünf Stufen im Alltag?

eprüft werden soll jetzt, ob sich die fünf neuen Pflegegrade im Alltag bewähren: Unter Begleitung der Hochschule für Gesundheit in Bochum wird anhand von 2000 exemplarischen Fällen geklärt, welche Folgen die Umstellung für den einzelnen Patienten hätte. In einer zweiten Studie mit ebenfalls 2000 Pflegebedürftigen in 40 Pflegeheimen sollen die Folgen für die tägliche Versorgung ermittelt werden – um Fehler zu vermeiden, so Gröhe. Die Kassen forderten einen zusätzlichen Testlauf auch für die häusliche Pflege.

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Die seit langem erwartete Einführung des neuen Begriffs der Pflegebedürftigkeit ist Teil der großen Pflegereform der Bundesregierung. In einem ersten Schritt will Gröhe zum 1. Januar 2015 den Beitragssatz für die Pflegeversicherung um 0,3 Prozentpunkte anheben, um pflegende Angehörige und Fachkräfte in Pflegeheimen zu entlasten und eine milliardenschwere Demografie-Reserve anzulegen. Später soll der Beitrag noch einmal um 0,2 Prozentpunkte steigen, um die Mehrkosten durch die Einführung der fünf neuen Pflegegrade zu finanzieren.

Eine Ausbildung für alle Pfleger

Um dem wachsenden Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen, soll zudem die Pflegeausbildung attraktiver werden. Die Regierung plant, die bisherigen Ausbildungen in der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege zu einer gemeinsamen Pflegeausbildung mit Spezialisierungsmöglichkeiten zusammenzuführen. Ein erster Gesetzentwurf dazu soll dieses Jahr kommen: „Noch im April werden wir hierzu mit den Ländern Gespräche führen“, sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) dieser Redaktion.