Paris. In der Pariser Hauptstadt treten an diesem Sonntag (30. März) zwei Kandidatinnen für die sonst eher männlich dominierten großen Parteien zur Wahl an. Der Ausgang gilt als völlig offen. Nach dem ersten Wahlgang lag die UMP-Politikerin Nathalie Kosciusko-Morizet überraschend vor Sozialistin Hidalgo.

So viel steht schon mal fest vor der entscheidenden Runde der französischen Kommunalwahlen an diesem Sonntag: Paris wird künftig erstmals von einer Frau regiert. In der Hauptstadt treffen mit der Sozialistin Anne Hidalgo und der Konservativen Nathalie Kosciusko-Morizet zwei weibliche Aushängeschilder der beiden sonst eher männlich dominierten großen Parteien aufeinander.

Die femininen Spitzen haben den Kampf um das historische Hôtel de Ville nicht weniger dramatisch werden lassen. Das einzige Fernsehduell geriet in dieser Woche phasenweise außer Kontrolle der Moderatoren, weil keine der aufeinander einredenden Kontrahentinnen zu stoppen war. Bis zum Schluss kämpfen die Politikerinnen erbittert um Stimmen, Bezirke und die Entscheidung, wer im größten Rathaus Europas den acht Milliarden Euro umfassenden Etat der Kapitale verantworten darf.

Paris lange Hochburg der Konservativen

Nach dem ersten Wahlgang lag die auch unter dem Namenskürzel NKM bekannte UMP-Politikerin Nathalie Kosciusko-Morizet mit 35,6 Prozent noch überraschend vor der Sozialistin Hidalgo, deren 34,4 Prozent für viele Anhänger wiederum enttäuschend waren. Allerdings hat sich die gebürtige Spanierin per gemeinsamer Liste umgehend die Unterstützung der Grünen gesichert, die im ersten Wahlgang am vergangenen Wochenende 8,9 Prozent erzielt hatten.

Die französische Hauptstadt war lange eine fast unangefochtene Hochburg der Konservativen. Erst der nun ausscheidende Bertrand Delanoë eroberte das Pariser Rathaus im Jahr 2001 für die Sozialisten.

Hohn und Spott für beide

Im vorangegangenen Kommunalwahlkampf waren beide Lager ob ihres Engagement auch Hohn und Spott ausgesetzt. Die 54-jährige Hidalgo ließ sich im voll besetzten öffentlichen Bus fotografieren, Kosciusko-Morizet (40) stellte sich mit Kippe im Mund zu zwei Obdachlosen.

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Zum Streitthema entwickelte sich zuletzt die Feinstaubbelastung der Stadt, die wenige Tage vor den Wahlen sogar für Fahrverbote in Paris gesorgt hatte. Die frühere Umweltministerin Kosciusko-Morizet musste sich vorwerfen lassen, sie sei „Dieselministerin“ gewesen. „NKM“ konterte, unter Vizebürgermeisterin Hidalgo sei der Anteil kommunaler Dieselfahrzeuge noch gestiegen.

Während die Sozialisten in Paris noch hoffen können, drohen ihnen landesweit empfindliche Wahlschlappen. Bereits im ersten Wahlgang brach die Linke ein: Die Listen der Linksparteien landeten mit 38,2 Prozent abgeschlagen hinter den rechten Parteien, die 46,4 Prozent erzielten. Die rechtsextreme Front National kam landesweit auf 4,7 Prozent, obwohl sie nur in ausgewählten Gemeinden angetreten war. Die Partei von Marine Le Pen will nun mit Erfolgen an diesem Sonntag an die kommunale Stärke der 90er-Jahre anknüpfen.

Hollande wird reagieren

Präsident Francois Hollande scheint zu Kurskorrekturen bereit zu sein. Er habe die Wähler verstanden und werde seine Lehren daraus ziehen, ließ er verlauten. Schon in der kommenden Woche könnte er mit Blick auf die Europawahl im Mai sein Kabinett umbilden. Der blasse Premierminister Jean-Marc Ayrault gilt als angeschlagen. Als möglicher Nachfolger wird häufig Innenminister Manuel Valls genannt.

Zur Regierungsumbildung sind zudem zwei Frauennamen aus dem linken Lager zu lesen: die frühere Parteichefin Martine Aubry, bei den Vorwahlen 2012 gegen Hollande unterlegen. Und Ségolène Royal – nicht nur erfolglose Präsidentschaftskandidatin von 2007, sondern auch Hollandes einstige Lebensgefährtin und Mutter seiner vier Kinder.