Erfurt. Viele Wortmeldung, hitzige Angriffe gegen die Parteispitze: Zwei Monate vor der Europawahl haben die Delegierten des AfD-Parteitags in Erfurt ihrer Parteiführung eine Niederlage bereitet. Die Mitglieder stritten am Samstag stundenlang über Kleinigkeiten.
Technische Probleme und ein Streit um Formalien haben zu stundenlangen Verzögerungen beim Europaparteitag der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) geführt. Die rund 1500 teilnehmenden Mitglieder diskutierten am Samstag in Erfurt zunächst über den Kandidaten für den Versammlungsleiter, zu dem schließlich Bernd Körmel gewählt wurde. Auch die Tagesordnung sorgte für eine hitzige Debatte mit zahlreichen Wortmeldungen und Eilanträgen.
Nach heftiger Kritik der anwesenden Mitglieder zog Parteichef Bernd Lucke am Samstag den Antrag des Vorstands für eine neue Führungsstruktur in der Anti-Euro-Partei zurück. In einer erregten Debatte hatten Delegierte der Parteiführung autokratisches Verhalten und eine Schwächung der innerparteilichen Demokratie vorgeworfen.
Buh-Rufe und Pfiffe
Lucke begründete das Zurückziehen des umstrittenen Antrags damit, dass der überarbeitete Entwurf den rund 1000 Delegierten erst am Vortag zugestellt worden sei. "Ich bin selbst unglücklich über das Verfahren", sagte Lucke. Der Satzungsantrag sei "nicht fristgerecht" eingereicht worden und solle zu einem späteren Zeitpunkt beraten werden. Luckes kurze Ansprache vor den Delegierten wurde von Buh-Rufen und Pfiffen begleitet.
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Viele kritisierten, dass nicht genügend Zeit gewesen sei, die erst vor rund zehn Tagen verschickte neue Satzung zu prüfen. Schließlich stimmten die AfD-Mitglieder dafür, die Satzungsdiskussion bis auf die Debatte zum Bundesschiedsgericht auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
AfD-Chef Lucke kritisiert "unfaire" Medienberichte
Als "unfair und unanständig" hat Lucke kritische Medienberichte über seine Partei zurückgewiesen. Es sei ständig versucht worden, der AfD eine rechte Tendenz zu unterstellen, sagte Lucke am Samstag beim Europaparteitag in Erfurt. Auch stimme es nicht, dass die Partei christlich-fundamentalistisch sei. Er werde alles dafür tun, dass die AfD "alles andere als erzkonservativ wird, sondern eine Partei des gesunden Menschenverstandes bleibt". Zuvor war der Bundesvorstand damit gescheitert, auf dem zweitägigen Parteitag eine neue Satzung für die AfD zu beschließen.
Vor dem Parteitag hatte es nach Medienberichten innerparteiliche Diskussionen über die künftige Ausrichtung gegeben. Auch gab es den Vorwurf, dass der Bundesvorstand um Parteisprecher Bernd Lucke die Landesverbände und die Basis zugunsten der Parteiführung entmachten wolle. Lucke hatte diese Vorwürfe zurückgewiesen. Die AfD will auf dem zweitägigen Parteitag bis Sonntag unter anderem ihr Programm für die Europawahl am 25. Mai beschließen. (dpa/afp)