Berlin. . Der Ex-Politiker sagt in einem Gespräch mit Journalisten: „Ich bin nicht pädophil.“ Er wehrt sich gegen Vorwürfe und sieht sich bedroht. Zurzeit lebt er anonym in einem Appartement in Südeuropa.

Er fühlt sich als „Aussätziger“, sieht sich bedroht und verfemt – und will sich für sein Privatleben nicht rechtfertigen: Der seit fünf Wochen im Ausland abgetauchte frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy hat alle Vorwürfe wegen des Verdachts von Kinderporno-Besitz zurückgewiesen und sich bitter über die „mediale und soziale Folter“ in Deutschland beklagt. „Ich bin ein Gegner von Kinderpornografie“, versichert Edathy in einem „Spiegel“-Interview. Und: „Ich bin nicht pädophil.“

Es ist das erste Mal, dass sich der 44-Jährige so ausführlich öffentlich äußert, seit die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn wegen Kinderporno-Verdachts aufgenommen hat. Er war zunächst in Skandinavien abgetaucht, seit zwei Wochen wohnt er in einem Appartement an einem geheimen Ort in Südeuropa. Über seinen Anwalt sei er dort jederzeit auch für die Justiz erreichbar, versichert der Ex-Abgeordnete.

Verstörendes Gespräch mit Edathy

In der Umgebung trafen ihn zwei Journalisten, sie zeichneten ein verstörendes Gespräch auf. „Ich muss und werde mich für mein Privatleben nicht entschuldigen oder rechtfertigen“, sagt Edathy. Die Nacktaufnahmen von Kindern und Jugendlichen, die er über Jahre bei einem kanadischen Internetanbieter gekauft hat, seien „eindeutig legal“ und gingen niemanden etwas an. Edathy hält alles nur für eine Geschmacksfrage: Man müsse das nicht gut finden, dürfe es aber. In der Kunstgeschichte habe der männliche Akt auch von Kindern und Jugendlichen eine lange Tradition.

„Hysterische Debatte“

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Die Staatsanwaltschaft Hannover sieht die Sache bekanntlich anders, spricht von einem Grenzfall der Kinderpornografie; die Ermittler wissen, dass die Mehrheit derer, die legale Bilder von nackten Kindern kaufen, auch harte Kinderpornos erwerben. Längst plant die Bundesregierung eine Gesetzesverschärfung, um jeden Handel mit solchen Nacktaufnahmen zu verbieten. Edathy ficht das alles nicht an, er findet die Debatte „hysterisch“.

„Nacktheit an sich ist nicht pornografisch“, sagt er. Nach seinen Informationen seien die Kinder, deren Fotos er kaufte, auch nicht für illegale Aufnahmen missbraucht worden. Edathy beklagt erneut das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegen ihn und bestreitet, vorab Kenntnis von den Ermittlungen gehabt zu haben. Beweismittel habe er nicht beiseite geschafft. Und der Bundestags-Laptop, auf dem er die fraglichen Videos bestellt habe, sei ihm auf einer Bahnfahrt entwendet worden.

Edathy hatte Angst um seine Sicherheit in Deutschland

Zweifel will er nicht gelten lassen, stattdessen erzählt Edathy, er habe Deutschland vorübergehend aus Sicherheitsgründen verlassen: Er habe ernstzunehmende Drohungen erhalten. Auch habe ihm ein Nachbar berichtet, vor seinem Haus warteten in Autos Journalisten und Neonazis – deshalb habe er auf eine Reise nach Hause verzichtet.

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Der SPD-Spitze, die seinen Parteiausschluss herbeiführen will, wirft der SPD-Mann „skrupelloses“ Verhalten vor: Sie lasse jemandem, der schon am Boden liege, noch einen Fußtritt zukommen. Er habe sich nicht bewusst parteischädigend verhalten. Inzwischen ruht das Ausschlussverfahren. Der zuständige SPD-Bezirk Hannover will erst die staatsanwaltlichen Ermittlungen abwarten. Edathy hält eine Rückkehr in die Politik aber für unvorstellbar. Er würde wohl gern in einem Untersuchungsausschuss Hintergründe der Affäre erläutern.

Ein solcher Ausschuss kommt sehr wahrscheinlich gar nicht zustande. Aber Edathy ist ohnehin schon dabei, ein Buch über sein bisheriges Leben und auch über die Affäre zu schreiben. Was dann kommt, wisse er noch nicht: „Ich weiß nur, dass mein Leben noch lange nicht vorbei ist.“