Am Tag 2 des Hoeneß-Prozesses geht es nur um die Zahlen
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München. . Steuerfahnderin Gabriele H. analysiert im Münchener Landgericht bis ins Detail Gewinne und Verluste von Uli Hoeneß – bis klar ist: Was die Staatsanwaltschaft ermittelte, war nur der Anfang. Hoeneß selbst ist da nicht mehr gefragt.
Das sind harte Stunden für Uli Hoeneß an diesem zweiten Prozesstag. Und je länger er dauert, um so röter erscheint die Gesichtsfarbe des unter Bluthochdruck leidenden Mannes. Irgendwann, da erzählt die Rosenheimer Steuerfahnderin Gabriele H. gerade von dem Tag der Hausdurchsuchung bei ihm, von seiner Festnahme, presst er nur noch die Lippen zusammen und starrt mit leerem Blick in den Saal. Als kehrten in diesem Moment die Bilder vom 20. März 2013 zurück.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Hoeneß, der sich sicherlich anfangs an die Hoffnung klammerte, mit etwas Glück werde für ihn wohl doch noch ein Freispruch drin sein, muss erleben, wie sich seine Lage mit jedem Prozesstag verschlechtert. Erst erhöhen seine Anwälte mit zusätzlich eingereichten Unterlagen der Schweizer Vontobel-Bank auf 18,5 Millionen, nun geht es gar um 27,2 Millionen verschwiegene Steuern.
Frage- und Antwortspiel
Und Gabriele H., die Steuerfahnderin, die seit seiner Selbstanzeige gegen ihn ermittelt, weiß, wovon sie spricht. Detailliert erläutert sie dem Gericht Hoeneß’ Gewinne und Verluste aus den Jahren 2003 bis 2009, geht jedes einzelne Jahr durch, analysiert Devisentermingeschäfte, Inlands- und Auslandsaktien- Käufe. Stunden dauert das Frage-und-Antwort-Spiel zwischen ihr und dem Vorsitzenden Rupert Heindl und es erweckt zuweilen den Eindruck, als säße man in einem steuerrechtlichen Seminar.
Erst am 27. Februar bekam die 45-jährige Fahnderin jene Unterlagen in die Hände, auf die sie so lange gewartet hatte. 52 000 Blätter auf zwei PDF-Sticks. Und obwohl die PDF-Daten sich nicht in das Auswertungsprogramm der Steuerfahndung einlesen lassen, obwohl alles nun „manuell ausgewertet werden muss“, hat die Fahnderin sich in der Kürze der Zeit offenbar einen guten Überblick verschaffen können. Es geht dabei um sogenannte Devisen-Termingeschäfte, bei denen Hoeneß mit den unterschiedlichen Kursen von Währungen spekulierte. Die Staatsanwaltschaft hatte davon gewusst, verfügte aber bislang über keinerlei konkrete Daten. Immer wieder hatte man Hoeneß, seinen Steuerberater und die Anwälte gedrängt, diese endlich vorzulegen.
175 Millionen Euro sollen auf dem Hoeneß-Konto gewesen sein
175 Millionen Euro habe Uli Hoeneß in seinen Spitzenzeiten auf seinem Schweizer Konto besessen, erklärt Steuerfahnderin Gabriele H. Das waren die Zeiten, in denen alles gut lief, als er ein glückliches Händchen hatte beim Jonglieren mit Millionen. Nach 2005 jedoch lief es alles andere als gut, und am Ende, 2010, sei, so die Steuerfahnderin, „von dem Gewinn nicht mehr sehr viel da gewesen”.
Bayern-Boss Hoeneß vor Gericht
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Zuletzt steht sie mit ihren Akten am Richtertisch, um sie herum die drei Verteidiger, der Staatsanwalt und die Richter und listet erneut Zahlen auf. Wohl eine Viertelstunde dauert dieses Wirbeln mit Millionen-Beträgen, bis sich für das Gericht und alle im Saal 23,5 Millionen Euro als belastbare Größe herauskristallisieren. 23,5 Millionen, die auf die von der Staatsanwaltschaft ermittelten Steuerhinterziehung obendrauf kommen.
Abseits auf der Anklagebank
Gabriele H.: „Das war eine best-case-Rechnung, bei der wir viele Verluste aus anderen Spekulationen zugunsten von Herrn Hoeneß gegengerechnet haben.” Die Zahlen, die die Schweizer Bank geschickt habe, seien „relativ belastbar”, aus ihnen erklärten sich viele Angaben, die Hoeneß in seiner Selbstanzeige gemacht habe.
Uli Hoeneß sitzt abseits auf der Anklagebank, er hört, was alle im Saal hören. Es sind seine Zahlen, aber er ist nicht gefragt. Als es bei all dem Auf-, Gegen- und Vorrechnen zwischen der Fahnderin und seinem Verteidiger Hanns W. Feigen zu einem kleinen Wortgeplänkel kommt, als freundliches Lachen aus dem Kreis um die Richterbank erklingt, sieht man, wie Uli Hoeneß leicht genervt die Augenbrauen hochzieht. Dabei bemüht er sich sonst so sehr, kooperativ zu sein. Er weiß, wie eng es inzwischen für ihn geworden ist. Er weiß, was ihm droht. Und das steht ihm ins Gesicht geschrieben.
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