Kiew. Die neue ukrainische Führung hat den gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch wegen “Massenmordes“ zur Fahndung ausgeschrieben. Sein Aufenthaltsort bleibt unklar — zuletzt war er auf der Krim gesehen worden. Unterdessen fordert die Übergangsregierung Finanzhilfen von rund 25 Milliarden Euro.
Nach dem politischen Umsturz in der Ukraine braucht das Land nach Angaben der Übergangsregierung finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 35 Milliarden Dollar (25,5 Milliarden Euro). Dies sei der Bedarf für das laufende und das kommende Jahr, erklärte Finanzminister Juri Kolobow am Montag. Er rief den Westen auf, in den kommenden zwei Wochen eine Geberkonferenz zu organisieren, um einen Hilfsplan auszuarbeiten.
Übergangspräsident Alexander Turtschinow hatte zuvor gewarnt, die Ukraine stehe nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch am Wochenende vor dem Staatsbankrott. Die USA und der Internationale Währungsfonds (IWF) stellten dem Land bereits Unterstützung in Aussicht.
Aus der Europäischen Union gibt es ähnliche Stimmen. Der Westen ist sich dabei weitgehend einig, dass Hilfen an Bedingungen geknüpft werden sollten. Diskutiert wird zudem darüber, ob auch Russland sich beteiligen sollte.
Russland droht der Ukraine mit hohen Importzöllen
Stattdessen hat der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew mit der Erhebung von Zöllen gedroht. Wenn die künftige ukrainische Regierung doch noch ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichne, würde Russland wegen des Freihandels in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) mit zollfreien Waren aus der EU überschwemmt, sagte der Minister dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
Die Ukraine könne ihren Weg selbst bestimmen - "aber wird sind dann gezwungen, Importzölle zu erhöhen", sagte Uljukajew. Der Wirtschaftsminister schloss aus, dass die Ukraine nach Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens ein bedeutender Handelspartner Russlands bleiben werde. "Das eine ist mit dem anderen nicht vereinbar."
Janukowitsch soll sich auf der Krim aufhalten
Kurz vor Bekanntwerden der Finanznot hatte die neue ukrainische Führung hat den gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch wegen "Massenmordes" zur Fahndung ausgeschrieben. Das teilte der kommissarische Innenminister Arsen Awakow am Montag bei Facebook mit.
Seinen Informationen zufolge hält sich Janukowitsch auf der prorussisch geprägten Halbinsel Krim am Schwarzen Meer auf. Auch nach anderen ranghohen Amtsträger werde wegen desselben Vorwurfs gefahndet, betonte Awakow.
Zuletzt war Janukowitsch in der Stadt Donezk gesehen worden, von wo aus er am Samstagabend in Begleitung bewaffneter Leibwächter in einem Flugzeug das Land verlassen wollte. Grenzschützer verhinderten nach eigenen Angaben die Flucht.
Die bisherige Opposition hatte am Wochenende nach monatelangen Protesten die Macht in Kiew übernommen und rasch alle wichtigen Posten besetzt. (AFP/dpa)