Bangkok. Die Gewalt in Thailand spitzt sich zu: Bei Bombenanschlägen wurden am Wochenende drei Kinder und eine Frau getötet. Dutzende Menschen wurde verletzt. Auf dem Höhepunkt der Proteste hat Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra Bangkok verlassen. Seit Monaten fordern die Demonstranten ihren Rücktritt.

Nach der gewaltsamen Zuspitzung der politischen Krise in Thailand hat Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra Bangkok verlassen. Sie halte sich 150 Kilometer außerhalb der Hauptstadt auf, teilte ihre Pressestelle am Montag mit.

Armee-Chef Prayuth Chan-ocha erklärte zugleich in einer Fernsehansprache, dass sich das Militär aus dem Konflikt zwischen Regierungsgegnern und Yingluck-Anhängern heraushalten werde. Er rief beide Seiten zum Dialog auf. Das Militär hat in der Vergangenheit mehrfach in Thailand geputscht. 2006 etwa stürzte es Yinglucks Bruder, den damaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. 2010 schlug es aber auch eine Protestbewegung nieder. Diesmal hat die Armee sich bislang auf keine Seite geschlagen.

Wie lange die Regierungschefin sich schon nicht mehr in Bangkok befindet und wo genau sie sich aufhält, teilte Yinglucks Büro nicht mit. Außenminister Surapong Tovichakchaikul sagte vor Journalisten, für Dienstag sei eine Kabinettssitzung angesetzt. Diese werde "sehr wahrscheinlich" außerhalb Bangkoks abgehalten.

Drei Kinder bei Anschlägen getötet

Zuletzt war Yingluck am vergangenen Dienstag in der Öffentlichkeit in der Hauptstadt gesehen worden. Seitdem war es vermehrt zu gewaltsamen Zwischenfällen gekommen, so etwa am Wochenende, als bei einem Bombenanschlag auf Regierungsgegner in einem Bangkoker Einkaufsviertel eine Frau und zwei Kinder, ein Junge und seine Schwester, getötet wurden. Ein weiteres Kind starb bei einem ähnlichen Angriff im Osten Thailands.

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Yingluck hatte die Vorfälle über Facebook als terroristische Taten verurteilt, mit denen politische Vorteile ohne Rücksicht auf Menschenleben erzielt werden sollten. Wer hinter den Anschlägen steckte, war nicht klar. Nur wenige Stunden zuvor hatte die regierungstreue Vereinigte Front für Demokratie gegen Diktatur (UDD) Stimmung gegen die Demonstranten gemacht, die seit Monaten Yinglucks Rücktritt fordern.

Regierungsgegner zogen zum Außen- und Finanzministerium

Am Montag zogen die Regierungsgegner zum Außen- und Finanzministerium. Außerdem versammelten sie sich vor einem Fernsehsender, der von Thaksins Sohn geleitet wird. In der tief gespaltenen Nation scheiden sich die Geister vor allem an Thaksin Shinawatra, der vor einer Haftstrafe ins Exil geflohenen ist und den Kritiker für den wahren Drahtzieher in der Regierung halten.

Viele Landbewohner sind Anhänger des Ex-Ministerpräsidenten und halten der Familie zugute, dass sie sich um die ärmeren Schichten kümmere. Dagegen werfen Bangkoks Mittelschicht, die traditionelle königsnahe Elite des Landes und Oppositionelle im Süden den Geschwistern Korruption, Verschwendung von Steuergeldern, Populismus und Klientelpolitik vor.