Essen. . Die Hebammen schlagen Alarm: Sie befürchten durch die vorgeschriebene Berufshaftpflichtversicherung das Ende ihres Berufsstandes. Versicherungen seien kaum noch bereit, die Pflicht-Policen anzubieten. Bundesgesundheitsminister Gröhe will nun helfen.

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Von Birgitta Stauber-Klein

Die Hebammen schlagen Alarm: Sie befürchten durch die vorgeschriebene Berufshaftpflichtversicherung das Ende ihres Berufsstandes. Versicherungen seien kaum noch bereit, die Plicht-Policen anzubieten. Nach dem eindringlichen Appell des Deutschen Hebammenverbandes und des Bundes freiberuflicher Hebammen verspricht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) nun, den Hebammen kurzfristig unter die Arme zu greifen.

„Ab dem Sommer 2015 haben freiberuflich tätige Hebammen in Deutschland keine Haftpflichtversicherung mehr“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Grund sei der zusammengebrochene Versicherungsmarkt, nachdem die Nürnberger Versicherung als eine der letzten Anbieterinnen ausgestiegen ist. Wenn die Politik nicht eingreife, komme dies einem Berufsverbot gleich, sagt Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. Sie fordert eine Neustrukturierung der Haftpflichtversicherung. So könne eine Haftungsobergrenze Hebammen entlasten. Möglich sei auch ein Regressverzicht seitens der Sozialversicherungsträger.

Politik will Hebammen helfen

Tatsächlich steigen die Kosten für Geburtsschäden seit Jahren – nicht weil es mehr Fehler gibt als früher, wie die Deutsche Versicherungswirtschaft zugibt. Sondern weil die Kosten bei schweren Geburtsschäden explodieren: Um 80 Prozent allein zwischen 2003 und 2012. Ein schwer geschädigtes Kind koste Versicherer im Schnitt 2,6 Millionen Euro. Die Folge: Es gibt kaum noch Versicherer, die eine für Hebammen vorgeschriebene Police anbieten.

Nach einem Treffen mit den Vertretern der beiden Verbände signalisierte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Bereitschaft, kurzfristig Kosten für die Berufshaftpflicht für alle betroffenen Hebammen auszugleichen. Eine Arbeitsgruppe solle darüber hinaus eine langfristige Lösung finden, mit der die Hebammen abgesichert werden können. Derzeit liegen die Jahresprämien für die Berufshaftpflicht bei etwa 5000 Euro. Bis 2015 sollen sie um weitere 20 Prozent steigen.

In Deutschland gibt es etwa 22.000 Hebammen. 3000 bis 3500 sind freiberuflich tätig und betreuen Schwangere vor, während und nach der Geburt. Damit unterstützen sie 20 bis 25 Prozent der Kliniken, obendrein betreuen sie Frauen bei der Geburt zu Hause und in Geburtshäusern.