Rom. Italien bereitet sich nach dem Rückzug von Regierungschef Enrico Letta auf einen neuen Ministerpräsidenten vor, den vierten in vier Jahren. Letta trat am Mittag offiziell von seinem Amt zurück. Sein parteiinterner Rivale Matteo Renzi steht schon in den Starrtlöchern.

Nach nur zehn Monaten im Amt ist am Freitag der italienische Regierungschef Enrico Letta zurückgetreten. Letta gibt damit dem Druck aus seiner eigenen Partei Partito Democratico (PD) nach.

In den Startlöchern für seine Nachfolge steht Matteo Renzi (39), Bürgermeister von Florenz und junger Chef der sozialdemokratischen PD. Ihm war es am Donnerstag gelungen, die Partei, der auch Letta angehört, hinter sich zu bringen und den Ministerpräsidenten damit nach zehn Monaten im Amt zur Aufgabe zu zwingen. Die Finanzmärkte reagierten gelassen bis wohlwollend auf diesen Wechsel.

Favorit ist Renzi

Bereits am Freitagabend könnte Napolitano Konsultationen mit den Parteien aufnehmen, auch um sich ein Bild darüber zu verschaffen, welche Chancen eine von Renzi geführte Regierung hätte. Denkbar ist, dass der Staatschef dann noch an diesem Wochenende den Favoriten Renzi damit beauftragt, sich eine Regierungsmehrheit zu suchen. Bis Mitte der nächsten Woche könnte eine Ministerliste vorliegen, Spekulationen über eine Kabinettsriege gab es bereits vor Lettas Rückzugsankündigung.

Offen ist, welche Rolle Silvio Berlusconi nach dem Neustart spielen wird. Renzi hat dem rechtskräftig verurteilten und höchst umstrittenen einstigen Regierungschef gegenüber bisher keinerlei Berührungsängste gezeigt.

Rasche, konsequente Reformen

Renzi hatte seinen Machtanspruch am Donnerstag massiv untermauert und vor dem Präsidium der größten Regierungspartei die Zustimmung für eine solche Staffelübergabe erhalten. Nach dem verlorenen parteiinternen Kampf gab Letta dann auf. Renzi will die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit raschen und konsequenten Reformen bis 2018 regieren.

Die Regierung Letta war als große Koalition gestartet und hatte auch nach dem Wechsel von Berlusconis rechter Forza Italia in die Opposition mit einer kleineren Mehrheit weiterregieren können. /dpa)