Berlin. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin legt sich mit dem bayrischen Landeschef Horst Seehofer an. In einem Interview nannte er den CSU-Mann einen “energiepolitischen Irrläufer“. Ferner sagte Duin: “Der muss dringend ins Abklingbecken“. Die Worte sorgen für Verstimmungen in Zeiten der Energiewende.

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) hat die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) nach einem Planungsstopp für große Stromtrassen in den Süden scharf kritisiert. "Seehofer ist ein energiepolitischer Irrläufer. Der muss dringend ins Abklingbecken", sagte der SPD-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Deutschland brauche beim Netzausbau Fortschritte. "Irgendwoher muss Bayern künftig seine Grundlast abdecken", sagte Duin und warnte: "Ohne die nötigen Netze werden irgendwann 2018 oder 2019 die Stimmen lauter werden, Atomkraftwerke in Süddeutschland länger laufen zu lassen. Das möchte ich nicht."

Auch der Deutsche Industrie-und Handelskammertag (DIHK) gab zu Bedenken, ohne den Bau neuer Stromautobahnen könne die Energiewende in ganz Deutschland nicht funktionieren. Gerade in Bayern werde es nicht gelingen, zu vertretbaren Kosten energieautark zu werden, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Keine Kernkraftwerke mehr nach 2022

Nach dem Fahrplan für den Ausstieg aus der Atomenergie solle es Ende 2022 in Bayern keine Kernkraftwerke mehr geben. Bis dahin müssten also die neuen Stromautobahnen fertig sein. "Es gibt in Deutschland im Übrigen kein Verfahren für Großprojekte, das so transparent ist wie der Stromnetzausbau", ergänzte Wansleben.

Die bayerische Landesregierung um Seehofer argumentiert, durch die Ökostrom-Reform ändere sich die Geschäftsgrundlage, es müsse geschaut werden, wie viel Bedarf es an Höchstspannungstrassen überhaupt noch gebe. Ein Hauptpunkt der geplanten Reform ist die Drosselung des Ausbaus von Windeenergieanlagen an Land. (dpa)