Kiew. Die Regierung hatte mit Härte gegen “Provokateure“ gedroht - nun sind zwei Demonstranten erschossen worden. Ein weiterer soll zu Tode gestürzt sein. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew war die Polizei gegen Regierungsgegner vorgegangen. Einige Demonstranten schleuderten Steine und Brandsätze.
Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat bestätigt, dass in Kiew zwei Menschen erschossen worden sind. Die Leichen seien nach Ausschreitungen zwischen Polizei und radikalen Regierungsgegnern in einem Gebäude sichergestellt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit.
Die ukrainische Polizei hat am Mittwochmorgen Barrikaden der Regierungsgegner in Kiew durchbrochen. Der Einsatz in der Gruschewski-Straße begann kurz nach 7 Uhr, wie das ukrainische Fernsehen berichteten. Die Polizeigruppen seien bis 50 Meter auf das Hotel Dnipro in der Straße vorgerückt. Mehrere Demonstranten seien festgenommen worden. Daraufhin sei es zu neuen gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Die Einsatzkräfte hätten sich anschließend wieder auf ihre alten Positionen zurückgezogen.
Nach Angaben der Opposition war ein Regierungsgegner von einem Polizei-Scharfschützen getötet worden, teilte der medizinische Dienst der Protestbewegung mit. "Der Mann ist heute früh gestorben, wahrscheinlich von einem Schützen aus dem Hinterhalt getötet", hieß es aus Oppositionskreisen.
Regierung hatte hartes Vorgehen angekündigt
Ein weiterer Demonstrant starb, als er von einem Dach am Eingang des Dynamo-Fußballstadions in Kiew fiel, wie der medizinische Dienst weiter mitteilte. Das Stadion befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ort der Zusammenstöße. Diesen Vorfall bestätigte das Innenministerium nicht.
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Die Regierung hatte zuvor ein hartes Vorgehen gegen "Provokateure" angekündigt. Trotz Demonstrationsverbots harrten erneut tausende Regierungsgegner in der Nacht bei eisigen Temperaturen im Stadtzentrum aus. Vereinzelt schleuderten Demonstranten Steine und Brandsätze auf Polizisten. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein.
Die Proteste der proeuropäischen Opposition dauern bereits seit Ende November an. Die Demonstranten kritisierten die Entscheidung von Präsident Viktor Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Am Dienstag trat ein Gesetzespaket in Kraft, das die Rechte der Demonstranten einschränkt. Außerdem hatte ein Gericht Mitte vergangener Woche ohne Angaben von Gründen entschieden, dass im Zentrum der Hauptstadt Kiew bis zum 8. März nicht mehr demonstriert werden dürfe. (afp)