Düsseldorf.. Für eine wachsende Zahl von Kindern in NRW ist Deutsch eine fremde Sprache. Jedes vierte Kita-Kind spricht zu Hause nicht deutsch. In Städten wie Duisburg (38,8%), Gelsenkirchen (36,4%) oder Dortmund (30%) liegt der Anteil sogar deutlich höher, teilte das Landesamt für Statistik mit.

In zahlreichen Städten des Landes hatte im vergangenen Jahr jedes zweite Kind mindestens ein aus dem Ausland stammenden Elternteil. Spitzenreiter ist den Angaben zufolge Gelsenkirchen mit 50,9 Prozent, gefolgt von Duisburg (50,7%) und Hagen (48%).

Dass die Kinder zu Hause nicht nur Deutsch sprechen, sei nicht zu beanstanden, sagte NRW-Integrationsminister Guntram Schneider (SPD). „Natürlich kann in den Familien von Zugewanderten die Muttersprache gesprochen werden. Studien belegen, dass das Erlernen der deutschen Sprache mit dem alltäglichen Sprechen der Muttersprache leichter wird.“ Doch bei der Einschulung sei es unverzichtbar, „dass das Kind vernünftig Deutsch spricht, um dem Unterricht folgen zu können“, so Schneider.

„Kitas und Schulen sind gefordert“

Die verbreitete Forderung, in den Familien müsse mehr deutsch gesprochen werden, hält Gabriele Bellenberg, Professorin für Schulforschung an der Ruhr-Uni Bochum, für wenig realistisch: „Kitas und Schulen sind gefordert. Sie müssen sich darauf einstellen, dass viele Eltern nicht den Hintergrund haben, ihre Kinder zu fördern.“ Zweisprachigkeit könne zwar ein riesiger Vorteil für Kinder sein, allerdings hänge dies vom familiären Hintergrund ab. „Es kommt darauf an, wie das gefördert und gelebt wird“, so Bellenberg. Vor diesem Hintergrund hält sie das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause behalten, für „total kontraproduktiv“.

„Das Geld sollten wir in den frühen Spracherwerb investieren“

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) übten Kritik am Betreuungsgeld. „Es wäre besser, dieses Geld in die frühkindliche Bildung und den frühen Spracherwerb zu investieren“, sagte der VBE-Vorsitzender Udo Beckmann. Ähnlich äußerte sich Christoph Graetz, Sprecher des Caritasverbandes in Essen.

Der Frankfurter Bildungsforscher Thomas Kemper betont, dass Schulen in Städten mit hohem Migrantenanteil sich besser auf diese Kinder einstellen könnten. Der Anteil von Migranten-Kindern, die eine Förderschule besuchen, sei im Ruhrgebiet deutlich geringer als in ländlichen Gebieten wie dem Münsterland.