Arsal/Moskau/Istanbul. Bei einem Raketen-Angriff im Norden des Libanons sind am Freitag mehrere Menschen getötet und viele verletzt worden. Unter den Opfern seien auch Kinder, heißt es. Derweil hat das syrische Regime vor den anstehenden Friedensverhandlungen eine Waffenruhe in Aleppo in Aussicht gestellt.
Bei einem Angriff mit mehreren Raketen aus dem benachbarten Syrien sind in der nordlibanesischen Grenzstadt Arsal mindestens sieben Bewohner getötet worden. Unter den Toten seien drei Kinder, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur NNA am Freitag. Weitere 15 Menschen erlitten Verletzungen. Auch andere Orte der nordöstlichen Bekaa-Ebene wurden am Freitag von Artilleriegeschossen aus Syrien getroffen.
Die Quellen im Libanon nannten zunächst keinen Urheber der Angriffe. Arsal und andere Grenzorte waren aber in der Vergangenheit mehrfach von den Streitkräften des syrischen Machthabers Baschar al-Assad angegriffen worden. Zuletzt war vor mehr als zwei Wochen ein syrischer Flüchtling in Arsal getötet worden, als syrische Kampfhubschrauber den Ort angriffen.
In den libanesischen Grenzgebieten zu Syrien leben Zehntausende syrische Flüchtlinge. Zugleich ziehen sich auch Aufständische, die gegen das Assad-Regime kämpfen, immer wieder in das für sie sichere libanesische Grenzgebiet zurück.
Regime hat Zugeständnisse gemacht bei Friedensverhandlungen
Das syrische Regime hat wenige Tage vor den geplanten Friedensverhandlungen erste Zugeständnisse gemacht. Damaskus bietet den Regierungsgegnern eine Waffenruhe für die Stadt Aleppo und einen Gefangenenaustausch an. Beides hatte das Regime von Präsident Baschar al-Assad bislang abgelehnt.
Außenminister Walid al-Muallim sagte am Freitag in Moskau, er habe seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow einen Vorschlag für Sicherheitsmaßnahmen vorgelegt, die eine Waffenruhe in Aleppo begleiten sollten. Jetzt müsse nur noch die "Stunde Null" für diese Waffenruhe festgelegt werden. Ein Teil von Aleppo wird momentan von Rebellen kontrolliert, ein Teil von den Regierungstruppen.
Gleichzeitig bekundete Al-Muallim die Bereitschaft des syrischen Regimes, Gefangene gegen Geiseln auszutauschen, die von den Rebellen festgehalten werden. Bisher hatte sich das Regime nur auf den Austausch von Gefangenen gegen ausländische Geiseln eingelassen. Angebote der Rebellen zum Austausch syrischer Soldaten oder regimetreuer Zivilisten wurden dagegen stets abgelehnt.
Nicht als Vorwand für eine militärische Lösung missbrauchen
Lawrow warf der zersplitterten syrischen Opposition eine "Hinhaltetaktik" vor. Russland sei "zutiefst beunruhigt", dass die Assad-Gegner sich noch nicht klar zur Teilnahme an den geplanten Friedensverhandlungen geäußert hätten. Er warnte davor, die humanitäre Krise in Syrien als Vorwand für eine militärischen Lösung zu missbrauchen. "Wer Kriegsverbrechen begangen hat, soll bestraft werden. Aber dieses Thema zu verwenden, um die Friedensverhandlungen zu boykottieren, ist unannehmbar", sagte Lawrow.
Das Flüchtlingslager Domiz
Die Friedensverhandlungen in der Schweiz sollen am Mittwoch beginnen. Die syrische Exil-Opposition wollte am Freitagnachmittag in Istanbul über ihre Teilnahme an den Verhandlungen beraten. Die Gespräche sollen am Samstag fortgesetzt werden. (dpa)