Bagdad. . Die Gewalt im Irak reißt nicht ab. Die Terrorgruppe ISIS taucht nun auch in der zentralen Provinz Dijala auf. Ihr kommt die tiefe Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten zugute.
Bei einer Anschlagsserie im Irak sind am Mittwoch nach Angaben der Sicherheitskräfte mindestens 73 Menschen getötet worden. In der Hauptstadt Bagdad explodierten innerhalb kurzer Zeit neun Autobomben, wie Ärzte und Polizisten mitteilten. Unterdessen verloren die Sicherheitskräfte im Kampf gegen islamistische Aufständische in der Provinz Anbar weiter an Boden. Regierungschef Nuri al-Maliki forderte die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen islamistische Extremisten.
Einer der Anschläge in Bagdad ereignete sich auf einem belebten Markt im schiitisch dominierten Viertel Schaab. Ein anderer Sprengsatz detonierte vor einem voll besetzen Restaurant. Nach Angaben der Polizei gelang es den Sicherheitskräften in Bagdad, vier weitere Bombenanschläge zu vereiteln.
Mehrere Beschäftigte von Ziegelsteinfabrik erschossen
Nordöstlich von Bagdad sprengte sich ein Selbstmordattentäter bei der Beerdigung eines Kämpfers der Anti-Al-Kaida-Miliz Sahwa in die Luft. Bei dem Anschlag in der Provinz Dijala wurden neben dem Attentäter mindestens 16 weitere Menschen getötet. Nördlich der Hauptstadt wurden sieben Angestellte einer Ziegelsteinfabrik von Aufständischen erschossen. Bei Attentaten in und um die nördliche Stadt Mossul wurden 13 Menschen getötet, unter ihnen neun Soldaten.
Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Solche koordinierten Attentate auf Zivilisten werden jedoch oft von sunnitischen Aufständischen mit Verbindungen zum Al-Kaida-Ableger Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) verübt. Auch greifen sie regelmäßig Mitglieder der Sahwa-Miliz an, die sie als Verräter ansehen.
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Regierungschef al-Maliki rief die internationale Gemeinschaft zu einem koordinierten Vorgehen gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida und seine Verbündeten auf. "Das könnte dauern, aber falls wir schweigen, bilden sich eigene Staaten heraus, was zu Sicherheitsproblemen für die Region und die ganze Welt führen würde", erklärte der Ministerpräsident in seiner wöchentlichen Fernsehansprache. Er forderte außerdem eine harte Gangart gegenüber Staaten, die die Aufständischen unterstützen.
Aufständische umzingeln Polizeiwache
In der umkämpften westlichen Provinz Anbar zwangen sunnitische Aufständische Polizisten in der Stadt Saklawijah und im Viertel Malaab der Provinzhauptstadt Ramadi, ihre Polizeiwache zu verlassen und ihre Waffen zu übergeben. Ein Polizist in Saklawijah sagte, ISIL-Kämpfer hätten ihre Wache umzingelt und sie über die Lautsprecher der Moschee zur Aufgabe aufgefordert.
Da die Einheiten der ISIL schwer bewaffnet gewesen seien, und da trotz wiederholter Bitte um Unterstützung niemand gekommen sei, hätten sie sich kampflos ergeben und ihre Waffen zurückgelassen, sagte der Polizist. Einige Polizisten seien nach Hause, andere in andere Polizeiwachen gegangen. In der Provinz Anbar gibt es seit zwei Wochen heftige Kämpfe zwischen der Armee und verschiedenen Gruppen sunnitischer Aufständischer. Diese kontrollieren die Stadt Falludscha sowie weite Teile Ramadis. (afp)