Düsseldorf. Eine neue Armutsstudie zeigt ein erschreckendes Bild: Jedes fünfte Kind in Deutschland ist demnach von Armut bedroht. Jedes elfte arme Kind in Westdeutschland lebt in einer Wohnung mit feuchten Wänden, im Osten sind es noch mehr. Doch auch in NRW ist die Situation stellenweise dramatisch.
In Deutschland ist nach einer Studie fast jedes fünfte Kind (18,9 Prozent) von Armut bedroht. Dabei ist die Armut von Kindern und Jugendlichen in Ostdeutschland mit 26,3 Prozent deutlich höher als im Westen, wo 17,4 Prozent der Kinder unter der Einkommensschwelle leben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlicht wurde.
Am höchsten ist das Armutsrisiko von Kindern derzeit in Bremen mit 33,7 Prozent. Es folgt mit 0,2 Prozentpunkten Abstand Mecklenburg- Vorpommern. Die niedrigste Armutsquote ermittelten die Forscher mit 9,9 Prozent in der Oberpfalz. Auch andere Regionen Bayerns und Baden-Württembergs sind vergleichsweise wenig betroffen. Überdurchschnittlich hoch dagegen fallen die Quoten in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens aus.
Die meisten armen Kinder in Düsseldorf, Köln und Arnsberg
In absoluten Zahlen leben die meisten einkommensarmen Kinder in den Regionen Düsseldorf (186.000), Köln (145.000), Arnsberg (143.000) und Berlin (136.000). Damit kommt ein knappes Viertel aller unter der Armutsgrenze lebenden Kinder aus einer dieser Regionen.
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Die Autoren werteten für ihre Studie den Mikrozensus aus dem Jahr 2012 sowie Befragungen für das Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS) aus dem Jahr 2011 aus. Sie sehen auch belegt, dass Kinder in einkommensarmen Familien mit beträchtlichen Einschränkungen leben müssen. So könnten in Ost und West 70 Prozent der Betroffenen keinen Urlaub machen.
Tausende Kinder in Wohnungen mit feuchten Wänden
Ein gutes Viertel im Westen und ein Drittel im Osten habe in der Wohnung nicht ausreichend Zimmer. Jedes elfte arme Kind im Westen und jedes siebte im Osten lebe in einer Wohnung mit feuchten Wänden. Es mangele auch an ausreichender Winterkleidung. Knapp 10 Prozent in den alten Bundesländern und 12 Prozent in den neuen Bundesländern seien davon betroffen.
Als armutsgefährdet gilt nach wissenschaftlicher Definition, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens zur Verfügung hat. Für ein Elternpaar mit einem Kind unter 14 Jahren liegt die Armutsschwelle derzeit bei 1564 Euro im Monat. (dpa)