Madrid. Im Korruptionsskandal um den Schwiegersohn des spanischen Königs Juan Carlos muss sich nun auch die Tochter des Königs, Cristina, vor Gericht verantworten. Der Ermittlungsrichter will herausfinden, ob Cristina in die mutmaßlichen Betrügereien ihres Mannes, Iñaki Urdangarin, verwickelt war.
Das Jahr beginnt mit einer schlechten Nachricht für den spanischen König Juan Carlos: Im Korruptionsskandal um seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin muss sich nun auch seine Tochter, Infantin Cristina, vor Gericht verantworten. Die 48-Jährige wurde von einem Richter in Palma de Mallorca für den 8. März vorgeladen, um als Beschuldigte wegen des Verdachts auf Steuerbetrug und Geldwäsche auszusagen, wie das Gericht am Dienstag mitteilte.
Cristina ist die erste direkte Verwandte des Königs, die als Beschuldigte vor Gericht erscheinen muss. Das Verfahren gegen ihren Ehemann hat dem Ansehen der Königsfamilie bereits erheblichen Schaden zugefügt. Dies sowie gesundheitliche Probleme haben Juan Carlos schwer zugesetzt: Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit einer Hüft-OP am 21. November wirkte der 76-Jährige am Montag erschöpft. Er stützte sich auf Krücken, als er an einer Militärparade teilnahm. Das Königshaus drückte am Dienstag seinen "Respekt für Entscheidungen der Justiz" aus, wie ein Palastsprecher der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Staatsanwaltschaft sah keine ausreichenden Beweise
Die Staatsanwaltschaft hatte sich im November gegen eine Anklage Cristinas entschieden. Indem Richter José Castro sie nun als Beschuldigte vorlud, setzte er sich gegen die Behörde durch, die keine ausreichenden Beweise gegen Cristina sah. Der Ermittlungsrichter will herausfinden, ob die Infantin in die mutmaßlichen Betrügereien ihres Mannes verwickelt war. In einer schriftlichen Erklärung Castros hieß es, die Anhörung sei Teil der Ermittlungen, die zu einer formellen Anklage führen könnten.
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Gegen Urdangarin wird wegen des Verdachts auf Steuerbetrug und der Veruntreuung öffentlicher Gelder ermittelt. Urdangarin und ein Geschäftspartner stehen im Verdacht, über eine gemeinnützige Stiftung, das Noos-Institut, Finanzmittel der Regionalregierungen auf den Balearen und in Valencia in Höhe von rund sechs Millionen Euro veruntreut zu haben. Den beiden wird zudem Steuerbetrug vorgeworfen. Auch die Infantin geriet ins Visier der Ermittler. Sie war bis 2006 Mitglied im Direktorium des Noos-Institutes, das ihr Ehemann von 2004 bis 2006 leitete. Außerdem gehört dem Paar die Firma Aizoon, die als Tarnfirma für die mutmaßlichen Betrügereien gedient haben soll.
Vorladung war wieder aufgehoben worden
Castro hatte Cristina bereits im April 2012 vor Gericht zitiert, die Vorladung wurde aber nach einem Einspruch der Staatsanwaltschaft wieder aufgehoben. Die Prinzessin wurde jedoch aufgefordert, ihre Vermögensverhältnisse offenzulegen. Die jüngste Tochter von König Juan Carlos und Königin Sofia ist seit 1997 mit dem früheren Handballer Urdangarin verheiratet. Anfang November beschlagnahmte die Justiz mehrere Immobilien Urdangarins, darunter auch die Hälfte einer Luxusvilla, die er zusammen mit seiner Frau in Barcelona besitzt.
Juan Carlos genießt in Spanien wegen seiner Rolle bei der Demokratisierung des Landes nach der Franco-Diktatur Respekt, doch in den vergangenen Jahren litt seine Popularität stark unter dem Korruptionsskandal. Er selbst wurde wegen Verschwendung von Steuergeldern kritisiert, nachdem er inmitten der spanischen Wirtschaftskrise eine kostspielige Afrikareise unternahm. In den vergangenen Jahren hatte er sich wegen Hüft- und Bandscheibenproblemen mehrmals operieren lassen. Spekulationen, er könnte wegen der Skandale und Gesundheitsprobleme bald zugunsten seines Sohnes Felipe abdanken, wies Juan Carlos bislang stets zurück. (afp)