Berlin. Union und SPD sind sich einig, dass die Finanzsteuer in Europa bei einer großen Koalition rasch kommen soll. In neun Runden wird am Dienstag weiterverhandelt. Das große Streitthema Mindestlohn dürfte dabei allerdings noch nicht zur Sprache kommen. Die SPD braucht ein Ergebnis erst Mitte November.

Die Verhandlungen von Union und SPD über die Bildung einer großen Koalition werden an diesem Dienstag auf breiter Front fortgesetzt. In Berlin kommen insgesamt sieben Arbeitsgruppen und zwei Unterarbeitsgruppen erstmals zusammen. Einig waren sich die angehenden Koalitionäre am Montagabend darüber, dass sich eine schwarz-rote Bundesregierung für die rasche Einführung einer Finanztransaktionssteuer in Europa einsetzen wird. Für zusätzliche Ausgaben bis 2017 steckten die Finanzexperten von Union und SPD zum Auftakt ihrer Verhandlungen in Berlin aber noch keinen Rahmen ab.

Am Dienstag sind greifbare Ergebnisse nicht zu erwarten. Die Unterhändler dürften sich zunächst über die nächsten Sitzungstermine verständigen und einen Fahrplan aufstellen, wann welche Themen aufgerufen werden.

Gesetzlicher Mindestlohn wird noch nicht angesprochen

Dies gilt auch für die Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales, die sich unter der Leitung der amtierenden Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und der SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles um 13 Uhr im Paul-Löbe-Haus trifft. Das große Streitthema, der gesetzliche Mindestlohn, dürfte da noch nicht zur Sprache kommen.

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Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag) strebt die SPD hier eine Übereinkunft bis Mitte November an. Man hoffe, dem SPD-Bundesparteitag in Leipzig dann eine solche Vereinbarung präsentieren zu können, berichtete das Blatt unter Berufung auf Parteikreise. Außerdem gebe es die Hoffnung, in den nächsten drei Wochen weitere Vereinbarungen in der Arbeits- und Sozialpolitik auszuhandeln, etwa bei der Einschränkung von Leih- und Zeitarbeit.

SPD will dramatische Mietanstiege bekämpfen

Außerdem tagen in Berlin die Arbeitsgruppen Verkehr, Umwelt/Landwirtschaft, Inneres/Justiz, Wirtschaft, Gesundheit, Familie sowie die Unterarbeitsgruppen Verbraucherschutz und Migration/Integration. Der SPD-Verhandlungsführer für den Bereich Wohnen und Verkehr, Florian Pronold, sagte der "Mittelbayerischen Zeitung" (Dienstag), dass seine Partei vor allem den teilweise dramatischen Anstieg der Mieten in großen Städten bekämpfen will. Auch sollen Maklergebühren künftig von dem bezahlt werden, der einen Wohnungsvermittler bestellt hat und nicht automatisch vom Mieter.

In Düsseldorf will die SPD-Verhandlungsgruppe Energie unter Leitung von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihren Kurs festlegen. Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, äußerte sich besorgt.

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Kritik an Hannelore Krafts Energie-Linie

Kraft scheine "die Interessen großer Industrieunternehmen wie RWE ernster zu nehmen als die Energiewende", sagte er "Handelsblatt Online". Damit behindere sie den Ausbau erneuerbarer Energien.

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, sprach sich klar gegen eine mögliche Vergrößerung des Kabinetts aus. "Nur weil man sich nicht einigen kann, wer welchen und wie viele Posten bekommt, kann man nicht die Zahl der Ministerien erhöhen", sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). Die "Welt am Sonntag" hatte berichtet, die SPD fordere bis zu acht Ministerien. SPD-Chef Sigmar Gabriel wies dies zurück. (dpa)