Berlin. In jeder dritten Familie in Deutschland lesen Eltern ihren Kindern zu selten ein Buch vor. Nach einer am Montag vorgestellten Studie wird nur in gut jeder vierten Familie täglich vorgelesen. Interessant ist die Entwicklung des Vorlese-Verhaltens von Vätern und in bildungsfernen Schichten.

Noch immer wird in vielen Familien zu wenig vorgelesen. Zu diesem Schluss kommt eine am Montag in Berlin vorgestellte Studie der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung "Die Zeit" und der Deutschen Bahn. Rund ein Drittel der Eltern in Deutschland lesen ihren Kindern demnach selten oder gar nicht vor. In rund jeder vierten Familie (26 Prozent) wird hingegen täglich zum Buch gegriffen, in 44 Prozent der Familien mehrmals pro Woche.

Im Vergleich zu einer ähnlichen Untersuchung von 2007 stieg der Anteil der Familien mit Vorschulkindern, in denen vorgelesen wird, immerhin um sechs Prozentpunkte. So wird heute in 88 Prozent der Familien mit drei- bis fünfjährigen Kindern mindestens einmal pro Woche vorgelesen. Vor sechs Jahren waren dies nur 82 Prozent.

Vorlesen bleibt meist an den Müttern hängen

Insgesamt lesen heute auch mehr Väter ihren Kindern vor. 82 Prozent tun dies mindestens einmal pro Woche - das entspricht einem Anstieg um 13 Prozentpunkte im Vergleich zu 2007. Allerdings bleibt das Vorlesen nach wie vor eine Domäne vor allem der Mütter: Während 29 Prozent der Mütter ihren Kindern täglich vorlesen, machen dies nur neun Prozent der Väter.

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Auch in den sogenannten bildungsfernen Schichten ändert sich laut Studie offenbar das Leseverhalten. Die Zahl der Eltern, die ihren Kindern regelmäßig Geschichten vorlesen, stieg in diesen Familien seit 2007 demnach überdurchschnittlich um 14 Prozentpunkte auf 81 Prozent.

Anreize mit Vorlese-Apps schaffen

Gleichwohl müsse das Vorlesen nach wie vor gefördert werden, erklärte Simone Ehmig vom Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Dies gelte vor allem für Väter und Familien aus bildungsfernen Milieus, auch solchen mit Migrationshintergrund.

Digitale Medien könnten dabei einen Anreiz zum Vorlesen schaffen. Gerade in bildungsfernen Familien sei der Anteil der Haushalte mit Kindern, die einen Tablet-PC besitzen, seit dem vergangenen Jahr stark gestiegen. Hier liege "eine große Chance", diese Familien zum Beispiel mit Vorlese-Apps zu erreichen, erklärte "Zeit"-Geschäftsführer Rainer Esser.

Vorlesetag am 15. November

Für die repräsentative Studie wurden Ende Mai bis Mitte Juni 500 Mütter und Väter mit mindestens einem Kind im Alter von zwei bis acht Jahren befragt. Die Untersuchung ist der Auftakt zum bundesweiten Vorlesetag, der am 15. November bereits zum zehnten Mal stattfindet. (afp)