Essen. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel beteuert, auch mit nur einer Stimme Vorsprung die schwarz-gelbe Koalition fortzusetzen, sieht die jüngste Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa erstmals die eurokritische Partei Alternative für Deutschland (AfD) mit fünf Prozent im Bundestag.

Kurz vor der Bundestagswahl erwarten Meinungsforscher ein äußerst knappes Rennen um die Mehrheit. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel beteuert, auch mit nur einer Stimme Vorsprung die schwarz-gelbe Koalition fortzusetzen, sieht die neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa erstmals die eurokritische Partei Alternative für Deutschland (AfD) mit fünf Prozent im Bundestag.

Danach liegt Schwarz-Gelb mit insgesamt 44 Prozent hinter den Oppositionsparteien, die zusammen 45 erreichen. Im einzelnen sieht Insa die CDU/CSU bei 38 Prozent, die FDP bei sechs, die SPD käme auf 28, die Grünen auf acht und die Linke auf neun Prozent. Den Piraten blieb mit zwei Prozent ein Einzug in den Bundestag verwehrt. Rechnerisch wä­ren nur Schwarz-Grün und eine Große Koalition möglich.

AfD profitiert von enttäuschten FDP-Anhängern

Die meisten der möglichen AfD-Wähler kämen der Umfrage zufolge aus dem Lager der Nichtwähler sowie von enttäuschten FDP-Anhängern. Auch von den Linken würde die AfD Wähler abziehen, da beide Parteien eurokritisch seien, erklärt Insa-Chef Hermann Blinkert. Andere Institute bestätigen den Trend, sehen aber die Eurokritiker der AfD nur bei drei bis vier Prozent.

Deutlich exaktere und zugleich unparteiische Prognosen verspricht der Ökonom und Prognoseforscher Andreas Graefe von der Universität München. Sein Prognoseverfahren kombiniert zahlreiche unterschiedliche Vorhersagen und errechnet daraus einen Mittelwert. Dazu gehören klassische Umfragen der verschiedenen Institute, Statistiken, Einschätzungen von Experten aber auch Wetten auf Wahlausgänge (Prognosemärkte). So habe das „Polly-Vote“ ge­taufte Projekt den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen deutlich präziser ermittelt als etablierte Institute. Erstmals wendet Graefe diese Methode auch auf die Bundestagswahl an. Danach droht bei der Wahl am Sonntag ein Patt: Schwarz-Gelb kommt auf 45,1 Prozent, die Opposition liegt bei 45 Prozent, die Piraten (2,7) und die AfD (3,7) verpassen den Einzug in den Bundestag deutlich.

Im Endspurt versuchen die Parteien alles, um ihre Wähler zu mobilisieren. So verschickte die CDU fünf Millionen Briefe an die Haushalte mit der Bitte um beide Stimmen. Hintergrund ist eine massive Kampagne der FDP, mit der die Liberalen um so genannte Leihstimmen von Unions-Anhängern werben.