Essen. In Nordrhein-Westfalen können Anlagen mit mit einer Stromerzeugung von 416 Megawatt nicht gebaut werden. Vor allem in Süddeutschland wehren sich Bürgerinitiativen gegen die Windräder. In einigen Bundesländern, darunter NRW, erhebt aber auch die Flugsicherung Einspruch.
Der Ausbau der Windenergie, ein Kernelement der deutschen Energiewende, kommt ins Stocken. Flugsicherung und Wetterdienst verweigern zunehmend Genehmigungen für neue Windrad-Anlagen. Derzeit ist eine Stromerzeugung von knapp 4000 Megawatt blockiert. Das entspricht der Leistung von drei bis vier Kernkraftwerken.
Eine Umfrage des Bundesverbandes Windenergie unter Mitgliedsfirmen zeigt, dass die meisten durch Luftfahrt und Wetterdienst untersagten Vorhaben in Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen geplant sind. In NRW können Anlagen mit einer Stromerzeugung von 416 Megawatt nicht gebaut werden.
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Neben der Nachbarschaft von Radaranlagen und Wetterstationen ist die Installation von Windrädern im Umkreis um Drehfunkfeuer der Zivilluftfahrt problematisch. Erst 2009 war hier die Schutzzone auf 15 Kilometer ausgeweitet worden. Windkraft könne „zur potenziellen Gefahr für den Flugverkehr werden“, sagt die Flugsicherung. „Wir sind keine Verhinderer der Energiewende. Aber Sicherheit hat höchste Priorität.“ Viele Anträge würden genehmigt, aber dort, wo bestehende Anlagen erweitert werden sollen, könne man oft kein grünes Licht geben.
„Pauschale und restriktive Untersagungspraxis“
Der Bundesverband Windenergie spricht von einer „pauschalen und restriktiven Untersagungspraxis“. Er fordert das Bundesverkehrsministerium zum Eingreifen auf. Man sei gegen die Konstruktion von „künstlich technokratischen Gefährdungslagen“. Dass die Zivilluftfahrt so hartnäckig sei, erstaune: „Mit der Bundeswehr haben die Gespräche auch zum Erfolg geführt“, sagte Windenergie-Sprecher Wolfram Axthelm unserer Zeitung.
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Auch an einer anderen Front verstärkt sich der Widerstand. Axthelm räumt ein, dass sich gerade in Süddeutschland zunehmend Bürgerinitiativen gegen Windräder wehren. Das spielt auch in den Wahlkämpfen eine Rolle. Bayern hat deshalb die Schutzzone vor Wohnsiedlungen auf bis zu zwei Kilometer ausgeweitet. Die Windkraftwirtschaft fordert „lokale Lösungen“, um die Konflikte zu umgehen. „Manchmal muss es 1000 Meter Abstand geben, manchmal aber auch nur 500“, so Axthelm. Allerdings müssten Bürger auch frühzeitig in die Planungen einbezogen werden. 2012 entstanden mehr als 1000 neue Windkraftanlagen mit 2400 Megawatt Leistung in Deutschland. Die Windenergie deckt bereits acht Prozent des Strombedarfs.