Genf. Hunger, Misshandlungen, Hinrichtungen: Ein am Dienstag vorgestellter Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen erhebt schwere Vorwürfe gegen das Regime in Nordkorea. Das brisante Papier - gestützt auf Aussagen ehemaliger Häftlinge - sieht hinter den Verletzungen der Menschenrechte ein System.

In Gefangenenlagern Nordkoreas sind die Häftlinge einem UN-Bericht zufolge unbeschreiblichen Grausamkeiten ausgesetzt. Die Insassen der Lager hungerten und würden schwer misshandelt, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsbericht für den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen. Hinter den Verletzungen der Menschenrechte in dem abgeschotteten kommunistischen Staat stecke System. Der Bericht stützt sich auf Aussagen ehemaliger Häftlinge, die jetzt im Ausland leben. Aufgabe der Untersuchungskommission ist nach den Worten ihres Leiters Michael Kirby jetzt, die Verantwortlichen ausfindig zu machen.

Kirby verwies insbesondere auf die Aussagen des ehemaligen Gefangenen Shin Dong Hyuk. Der junge Mann habe seit seiner Geburt in einem Lager für politische Gefangene gelebt, sich von Nagetieren, Eidechsen und Gras ernährt. Außerdem habe er der öffentlichen Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders beiwohnen müssen.

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Nordkorea verweigerte den UN-Experten Zugang

Die nordkoreanische Regierung verweigerte den UN-Experten den Zugang zu den Lagern. Auch habe die Führung in Pjöngjang nicht auf die Vorwürfe reagiert, sagte Kirby.

Ein nordkoreanischer Diplomat bezeichnete den UN-Bericht als frei erfunden. Er sei Teil einer Verschwörung, die einen Regimewechsel in seinem Land herbeiführen wolle. "In Verbindung mit der feindseligen Politik der USA" sei die Untersuchung von der Europäischen Union und Japan politisch missbraucht worden. (rtr)