Seoul. Die meisten Nordkoreaner flüchten zunächst nach China, bevor sie über ein Drittland nach Südkorea gelangen. Einem Nordkoreaner hat das aber wohl zu lange gedauert. Er ist über das Meer direkt in den Süden geflüchtet und wurde dort in Gewahrsam genommen.

Einem Nordkoreaner ist nach Angaben aus dem Süden die gefährliche Flucht übers Meer ins Nachbarland geglückt. Der Mann habe mitten in der Nacht zum Freitag an einem Haus auf der südkoreanischen Insel Gyodong geklopft, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Der Fremde habe sich als nordkoreanischer Flüchtling bezeichnet. Er sei in Gewahrsam genommen worden und werde befragt

Zunächst sei unklar gewesen, wie genau der Mann die Passage über das Meer geschafft habe, sagte der Ministeriumsmitarbeiter. In der stürmischen Nacht seien die Gezeiten sehr stark gewesen.

Flucht auf einem Baumstamm

Es ist selten, dass Nordkoreaner über den direkten Landweg oder über das Meer nach Südkorea gelangen. Die meisten flüchten zunächst nach China und reisen dann über ein Drittland wie Thailand nach Südkorea.

Im September 2012 hatte ein Nordkoreaner ebenfalls die Insel Gyodong erreicht. Er hatte sich nach eigenen Angaben an einem Baumstamm festgeklammert. Einen Monat später schaffte es ein nordkoreanischer Soldat unentdeckt durch die zahlreichen Elektrozäune an der Grenze zum Süden. Beide Vorfälle lösten im Süden Sorge um mangelnde Sicherheitsvorkehrungen aus. Drei hochrangige Armeeangehörige wurden entlassen.

Gespräche über Familienzusammenführungen wurden aufgenommen

Nach monatelangen Spannungen und Kriegsdrohungen aus Pjöngjang hat sich die Lage auf der koreanischen Halbinsel zuletzt beruhigt. Beide Seiten vereinbarten die Wiedereröffnung der gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesong. Zudem begannen am Freitag Gespräche über eine Wiederaufnahme der Familienzusammenführungen für Verwandte, die seit dem Koreakrieg in den 1950er-Jahren auf verschiedenen Seiten der Grenze leben. (afp)