Essen. Chemische Kampfstoffe sind tückische Waffen, die Vergifteten haben meist keine Chance. Das einzige Gegenmittel, das wirklich hilft, ist im Bürgerkriegsland Syrien kaum zu bekommen.
Chemische Kampfstoffe sind simpel herzustellen und wirken bereits in kleinen Dosierungen tödlich. Das macht hochgiftige Nervengifte wie etwa Sarin für Terroristen und Despoten so interessant. Sarin ist eine deutsche Erfindung, es wurde 1938 von dem Chemiker Gerhard Schrader entdeckt. Es ist ein Phosphorsäureester und gehört eigentlich zu den Pflanzenschutzmitteln. In solchen Produktionsanlagen können daher durch eine kleine Änderung der Mittel leicht Nervenkampfstoffe hergestellt werden. Der Stoff ist wasserklar und geruchlos. Die Wirkung selbst kleiner Mengen ist tödlich.
Zunächst kommt es zu Sehschwierigkeiten und die Schleimhäute werden überreizt. Die Augen tränen, die Nase läuft, der Speichel fließt, oft wirkt es, als hätten die Vergifteten Schaum vor dem Mund. Das Nervensystem stellt auf Dauerfeuer, da die Signalübertragung der Nerven gestört wird. Es kommt zu Krämpfen, Erbrechen und Atemnot. Der Tod tritt schließlich durch Atemlähmung ein. Diese Symptome passen recht genau zu den Bildern von den syrischen Opfern. Die Behandlung ist schwierig, das Spritzen von Atropin gilt als wirkungsvollste Notmaßnahme, doch an diesem Mittel fehlt es in dem Bürgerkriegsland.
Auch im Ersten Weltkrieg wurden Gasgranaten verfeuert
Immer wieder wurden chemische Kampfstoffe eingesetzt, im Ersten Weltkrieg wurden Millionen Gasgranaten verfeuert. In den 1980er-Jahren setzte die irakische Armee im Krieg gegen den Iran Senfgans und das Nervengas Tabun ein. Im März 1988 starben mindestens 5000 Menschen, als Saddam Hussein kurdische Dörfer mit Giftgas angreifen ließ.
Bis heute sind 188 Länder der Chemiewaffenkonvention von 1992 beigetreten. Der Vertrag verbietet die Herstellung und Lagerung solcher Waffen. Syrien gehört zu den sieben Ländern, die das Abkommen nicht unterzeichnet haben. Das Land soll über die größten Vorräte an Chemiewaffen in der Region verfügen.