Essen. . Komplizierte Tarife, volle Bahnen, Zug-Verspätungen sowie der schlechte Straßenzustand regt viele Bürger im Ruhrgebiet auf. Das Ausmaß der Unzufriedenheit zeigen die Reaktionen auf den Wettbewerb „1000 Ruhrideen“ von WAZ und Regionalverband Ruhr (RVR).

Die Menschen im Ruhrgebiet wünschen sich einen besseren, kundenfreundlicheren Nahverkehr. Komplizierte Tarife, überfüllte Bahnen, Zug-Verspätungen sowie der schlechte Zustand vieler Straßen regt viele auf. Wie groß die Unzufriedenheit ist, zeigen die Reaktionen auf den Wettbewerb „1000 Ruhrideen“ von WAZ und Regionalverband Ruhr (RVR).

Jede vierte Ruhridee bezieht sich auf Verkehr und Mobilität. Die Leser träumen von einem Nahverkehr „aus einem Guss“. Helga Koglin aus Hattingen hält zum Beispiel das Fahren mit Bus und Bahn im Revier für zu kompliziert: „Erklären Sie mal einem Touristen, wie er die Fahrkarten lösen kann.“ Volker Meier aus Dortmund und Günther Klumpp aus Unna wünschen sich ein „Ticket für alles“, das die Fahrt mit Bus und Bahn, Leihräder und Gepäckaufbewahrung kombiniert.

Anzahl der Pendler hat sich stark erhöht

RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel erinnert an die vielen Pendler in der Region. Der RVR hat errechnet, dass sich die Zahl der Berufspendler im Ruhrgebiet in den letzten 20 Jahren stark erhöht hat: von 40 Prozent der Berufstätigen Anfang der 1990er-Jahre auf fast 55 Prozent heute.

Besonders hoch ist die Pendlerquote der Erwerbstätigen in den Kreisen des Ruhrgebiets, zum Beispiel Recklinghausen, Wesel und Unna. Dort müssen sogar 63 Prozent der Beschäftigten zum Arbeiten in eine andere Stadt.

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Von Matthias Korfmann und Irmine Skelnik

Geiß-Netthöfel fordert daher schnellere Verbindungen, kürzere Takte und einfache Tarife. Sie ist sich mit Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn einig, dass der Rhein-Ruhr-Express (RRX) nur einen Teil der Probleme löst. Ebbers: „Nordrhein-Westfalen macht derzeit kein Metropolen-adäquates Angebot beim Nahverkehr auf der Schiene. Die Strecken sind überlastet. Der Regionalverkehr steht in Konkurrenz zum Fern- und S-Bahn-Verkehr, was zu Verspätungen führt.“

Pro Bahn schlägt gemeinsamen Tarifraum vor

Der Verband schlägt einen einzigen Tarifraum zwischen Bad Godesberg und Hamm vor. Laut Pro Bahn leidet die Mobilität auch unter den städtischen Verkehrsunternehmen.

Ebbers: „Jede Stadt plant allein, häufig sind die Verbindungen über Stadtgrenzen hinweg nicht auf die Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt. Es fehlt eine Klammer für den stadtübergreifenden Verkehr. Der RVR oder der VRR könnten diese Aufgabe übernehmen.“