Essen. . Die Axel Springer AG verkauft ihre Programm- und Frauenzeitschriften sowie zwei Regionalzeitungen an die Funke Mediengruppe. Beide Verlage einigten sich am Donnerstag auf einen entsprechenden Vertrag. Der Kaufpreis beträgt insgesamt 920 Millionen Euro.
Deutschlands Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt gerät in Bewegung. Die Essener Funke Mediengruppe, zu der auch dieses Portal gehört, übernimmt die Regionalzeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt sowie die Programm- und Frauenzeitschriften der Berliner Axel Springer AG.
Zukünftig sollen also neben den beiden traditionsreichen Regionalzeitungen auch die Zeitschriften Hörzu, TV Digital, Funk Uhr, Bildwoche, TV Neu, Bild der Frau, Frau von Heute sowie die dazugehörigen Digitalmarken unter dem Dach der Funke Mediengruppe erscheinen.
Geschäft soll ein Aufbruchsignal sein
Mit dem Geschäft sei ein Aufbruchsignal verbunden, sagte Thomas Ziegler, neben Manfred Braun und Christian Nienhaus einer der drei Geschäftsführer der Funke Mediengruppe. Der Kauf der renommierten Zeitschriften- und Zeitungstitel gilt als Bekenntnis des Essener Familienunternehmens Funke zum Zeitungs- und Zeitschriftengeschäft – bei gleichzeitiger Weiterentwicklung der digitalen Produkte.
Petra Grotkamp, die Tochter des Firmengründers Jakob Funke und Ehefrau des langjährigen Verlagschefs Günther Grotkamp, hatte Anfang 2012 die Mehrheit am Unternehmen übernommen. Um die Tradition als Familienunternehmen zu betonen, firmiert die einstige WAZ-Gruppe seit 2013 als Funke Mediengruppe.
Nun soll das Essener Medienhaus prominente Neuzugänge bekommen. Die Hörzu ist quasi die Keimzelle des Genres der Programmzeitschriften. Schon am 11. Dezember 1946 erschien die Illustrierte erstmals, seit 1965 vergibt das Magazin auch die Goldene Kamera an Stars der Showbranche. Auch die 1952 gegründete Funk Uhr hat eine lange Geschichte. Das Hamburger Abendblatt ist am 14. Oktober 1948 erstmals erschienen. Die 1898 gegründete Berliner Morgenpost gehört zu den traditionsreichsten Zeitungen in der deutschen Hauptstadt.
Konzentration auf den Ausbau der Regionalmedien und Zeitschriften
Die Medienhäuser Funke und Springer wollen sich zukünftig noch konsequenter auf ihre jeweiligen strategischen Ausrichtungen konzentrieren. Die Funke Gruppe beschleunigt durch die Übernahme der Titel die Entwicklung zu einem führenden nationalen Medienhaus. Die Essener konzentrieren sich künftig noch stärker auf den Ausbau der Regionalmedien und Zeitschriften – sowohl Print als auch Digital. Springer wiederum verfolgt verstärkt eine Digitalisierungsstrategie.
Außerdem wollen beide Medienhäuser kooperieren. Funke und Springer haben vereinbart, Gemeinschaftsunternehmen für die nationale Vermarktung und den Vertrieb von gedruckten und digitalen Medienangeboten zu gründen. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln – denn der Medienmarkt stellt uns vor anspruchsvolle Aufgaben“, erläuterte Thomas Ziegler. „Für unser Haus eröffnen sich neue Perspektiven: im Print- und im Online-Bereich. Hiermit erschließt sich für uns ein großes Potenzial, um neue Wege, etwa in der intelligenten Verzahnung beider Welten, zu gehen.“
Bundeskartellamt prüft das Geschäft noch
Der Publizistik-Professor Klaus Beck hält das Geschäft aus Sicht beider Unternehmen für sinnvoll. Springer erhalte Geld für seine Digitalisierungsstrategie. Die Funke-Gruppe wiederum ergänze ihr Portfolio sinnvoll.
Die Regionalzeitungen und Zeitschriften trugen im Geschäftsjahr 2012 rund 95 Millionen Euro zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und gut 512 Millionen Euro zum Umsatz des Springer-Konzerns bei. Der Kaufpreis beträgt 920 Millionen Euro. Das Bundeskartellamt muss das Geschäft noch genehmigen.