Moskau. Vier Niederländer dürfen in den nächsten drei Jahren nicht mehr nach Russland einreisen. Ihnen wird “Homosexuellen-Propaganda“ vorgeworfen, weil sie einen Film über die schwul-lesbische Gemeinschaft in Russland drehten. Aus der Dokumentation wird jetzt offenbar nichts.

Vier Niederländer sind in Russland wegen "Homosexuellen-Propaganda" mit einem dreijährigen Einreiseverbot belegt worden. Die zentrale Einwanderungsbehörde in Moskau warf den Niederländern am Dienstag Verstöße gegen die Visa-Bestimmungen vor. Sie hätten ein Visum für kulturelle Aktivitäten erhalten, doch in Wahrheit hätten sie an einem Seminar teilgenommen, bei dem "Homosexuellen-Propaganda" verbreitet worden sei, hieß es. Am Dienstagabend stand nicht fest, ob alle vier bereits das Land verlassen hatten.

Die Gruppe war am Sonntag in der nordwestlichen Region Murmansk festgenommen und erst nach achtstündiger Vernehmung wieder freigelassen worden. Ihre Ausweisung ist eine Konsequenz aus dem im Juni verabschiedeten Gesetz, das "Homosexuellen-Propaganda" bei Minderjährigen unter Strafe stellt. Die Niederländer um Kris van der Veen, Leiter der Nichtregierungsorganisation LGBT Groningen, drehte in der vergangenen Woche in Murmansk eine Dokumentation über die schwul-lesbische Gemeinschaft in Russland.

Eine Interviewpartnerin soll minderjährig gewesen sein und wurde laut Polizei zum "Propaganda"-Opfer. Nach Angaben der Menschenrechtsaktivistin Tatjana Kulbakina gab das vermeintliche Opfer im Gespräch mit den Interviewern an, sie sei volljährig, und bekannte sich offen zu ihrer Homosexualität. Sie habe auch keine Anzeige gegen die Niederländer erstattet. Dennoch sei deren Filmmaterial beschlagnahmt worden. Van der Veen teilte am Dienstag über Facebook mit, dass er auf dem Heimweg sei. (afp)