Düsseldorf. Experten malen ein düsteres Bild, wenn es an Rhein und Ruhr ebenfalls eines Tages zu einem Rekordhochwasser kommen sollte wie im Osten Deutschlands. Deiche seien marode und Überschwemmungsflächen an Flüssen sind bebaut. Dazu kürzt die NRW-Landesregierung die Zuschüsse für den Hochwasserschutz 2014 von 40 auf 30 Millionen Euro.

NRW ist aus Sicht von Experten nicht ausreichend auf ein Rekord-Hochwasser vorbereitet. Trotz des milliardenteuren Jahrhundert-Hochwassers in Sachsen und Bayern kürzt die NRW-Landesregierung die Zuschüsse für den Hochwasserschutz 2014 von 40 auf 30 Millionen Euro. „Dabei ist ein Rekordhochwasser überall im Land möglich – auch an der Rheinschiene“, mahnte der führende Wasserexperte der Universität Dresden, Professor Martin Socher, auf einer CDU-Fachtagung in Düsseldorf. Das Problem: Deiche sind marode, Überschwemmungsflächen an Flüssen sind bebaut und Planungen für Schutzmaßnahmen werden in Behörden jahrelang verzögert.

Der CDU-Umweltexperte Rainer Deppe warnte, dass die „nächste Flut in NRW bestimmt kommt“. Dabei müsse NRW den Blick nicht nur auf Flüsse wie Rhein und Ruhr lenken, sondern auch auf kleinere Flüsse. Christoph Gerwers, Bürgermeister der rheinischen Gemeinde Rees, berichtete als Mitglied der Hochwassernotgemeinschaft Rhein, dass Anträge zum Hochwasserschutz teilweise seit 2003 unbeantwortet bei der Bezirksregierung liegen. „Viele Deiche sind so marode, da weiß man, dass die brechen“, forderte Gerwers ein besseres Krisenmanagement. „Der Hochwasserschutz steht im Umweltministerium anders als der Artenschutz nicht auf der Agenda. Es geht aber um Menschen.“

"Hochwasserschutz darf nicht zum Glücksspiel verkommen“

Hochwasser an der Ruhr im Dezember 2012.
Hochwasser an der Ruhr im Dezember 2012. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool

„Der Hochwasserschutz darf nicht zum Glücksspiel verkommen“, warnte auch der CDU-Fraktionsvize Josef Hovenjürgen. Dem CDU-Abgeordneten Günther Bergmann, Kreis Kleve, wird „angst und bange“, weil bisher nur 50 Prozent der Deiche auf dem letzten 17 Kilometer langen Rheinabschnitt vor Emmerich saniert sind. Bei einem Jahrhunderthochwasser am Rhein stünden aber ganze Städte bis zum Dach im Wasser. Viktor Paeßens von den Deichverbänden kritisierte, dass der Hochwasserschutz in Behörden nicht den Wert habe, den er haben müsste. Teilweise dürften Bohrungen für Polder nicht zeitnah durchgeführt werden.

Aus Sicht es Hochwasserexperten Socher ist aber jeder Cent im Hochwasserschutz gut angelegt. So seien in Sachsen sechs Milliarden Euro Schäden vermieden worden, weil vorher eine Milliarde Euro in den Schutz investiert wurden. Ein Problem liege aber darin, dass in Sachsen wie in NRW häufig in Flussnähe gesiedelt würde. Nach einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz sind in NRW nur noch ein Drittel der ursprünglichen Flächen als Überschwemmungsgebiete nutzbar. Vor allem an der Ruhr gibt es danach kaum Platz für Überschwemmungen. Am Niederrhein seien sogar bis zu 80 Prozent der Flächen verloren.