Bonn. Das Hochwasser der vergangenen Wochen gehört nach einer Schätzung der Münchener Rück zu den bislang teuersten Naturkatastrophen. Die Schadenshöhe könnte die Zwölf-Milliarden-Grenze überschreiten, mit elf Milliarden war das Elbe-Hochwasser 2005 bisher die teuerste Naturkatastrophe. Die Chefin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, sieht auch die Ruhr gefährdet: Die Flüsse brauchen mehr Raum.

Die Hochwasserflut im Juni war die teuerste Naturkatastrophe der deutschen Geschichte. Davon geht der weltweit größte Rückversicherer Munich Re aus. Der Schaden könnte die Zwölf-Milliarden-Grenze überschreiten. Davon sind nur drei Milliarden Euro versichert.

Vor diesem Hintergrund werden die Forderungen nach Konsequenzen lauter. Munich Re hält ein generelles Bauverbot in Flussnähe für nötig. Die Chefin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, dringt auf ein „nationales Auen-Programm“. Damit sollen Flächen geschaffen werden, in die das Wasser ungehemmt ablaufen kann, bevor es großen Schaden anrichtet.

„Wir brauchen einen Fonds, um langfristig Grundstückskäufe für Flussauen zu finanzieren“, sagte Jessel. Die Debatte über die Flut-Folgen werde zu technisch geführt. „Es geht dabei wieder nur um höhere Deiche und schnellere Planungsverfahren. Die Botschaft der Bilder war aber: Die Flüsse brauchen mehr Raum.“

Der ist weitgehend verbaut. Der Zustand der Auen ist bundesweit „insgesamt schlecht“, stellt ein Bericht des Bundesamtes fest. Danach kann nur noch ein Drittel der ursprünglichen Überschwemmungsgebiete bei großen Hochwasserereignissen überflutet werden.

Für NRW gilt: Vor allem über den kompletten Lauf der Ruhr hinweg hat das Wasser kaum eine Chance, Auen zu überschwemmen, weil es durch Gewässerbegradigungen, Deiche oder Bebauungen gestoppt wird. Hier sind die Landschaften nach den Ermittlungen des Amtes – genau wie in den Katastrophengebieten Ostdeutschlands – „sehr stark verändert“. Etwas besser, aber auch„deutlich“ bis „stark verändert“ sind die Ufer am Niederrhein. Die staatlichen Naturschützer: „Es überwiegen Auenabschnitte, in denen mehr als 65 Prozent, häufig mehr als 80 Prozent der ursprünglichen Überschwemmungsgebiete verloren sind.“ Flächen würden auch als Acker genutzt.

Bislang galt das Elbe-Hochwasser von 2005 mit elf Milliarden Euro als größter Schadensfall. Auch die Naturkatastrophe mit den meisten Todesopfern war eine Flut – die von Februar 1962, als in Hamburg 340 Menschen ertranken.