Köln. Beim Bayer-Jubiläum plädierten beide für Entlastung von Konzernen. Kraft will den Energiestandort NRW mit seinen energieintensiven Unternehmen (Bayer, Trimet etc.) möglichst ohne Schaden über die Energiewende hinweg retten. Merkel verfolgt ein ähnliches Ziel für Deutschland.
Wahlkampf hin, Wahlkampf her – im Zweifel zählen gemeinsame politische oder wirtschaftliche Interessen mehr als parteipolitische Profilierung. So saßen die Kanzlerin Angela Merkel von der CDU und die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von der SPD beim 150-jährigen Firmenjubiläum des Chemie-Giganten Bayer nicht nur beieinander, sie applaudierten auch einander.
Und als Merkel auf der Bühne in der Kölnmesse ankündigte, die Bundesregierung werde in Brüssel dafür kämpfen, dass die Ausnahmeregeln für die geringere Besteuerung energieintensiver Unternehmen bestehen bleiben, erklärte sie ausdrücklich, dies habe sie soeben, unmittelbar vor ihrer Festrede, mit Kraft abgesprochen.
Ballett zu den Klängen des konzerneigenen Sinfonie-Orchesters
Kraft will den Energiestandort Nordrhein-Westfalen mit seinen energieintensiven Unternehmen (Bayer, Trimet etc.) möglichst ohne Schaden über die Energiewende hinweg retten. Dasselbe Interesse hat Merkel für Deutschland, obwohl die Bevorzugung der Energieschlucker, die dadurch international konkurrenzfähig bleiben sollen, in der Bevölkerung sehr umstritten ist. Deutschland und die Chemie gehörten zusammen, sagte Merkel.
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Die 150 Jahre alte Firma, entstanden in Barmen, legte am Dienstag eine Feier hin, wie sie die meisten der zahlreich anwesenden Vorstände aus dem Dax und der BDI-Präsident Grillo noch nicht gesehen haben dürften. Höhepunkt war eine gigantische Lichtkunst-Show, die die Leistungskraft der Chemie- und Pharmabranche von riesengroßen Video-Wänden dreidimensional ins Publikum spielte. Davor wurde Ballett zu den Klängen des konzerneigenen Sinfonie-Orchesters getanzt.
Die beeindruckendste Rede hielt die Heidelberger Krebsforscherin Opitz, die von ihrer eigenen Erweckung für die Wissenschaft erzählte und als einzige ohne Manuskript auskam. Man müsse viel mehr Kinder gewinnen für die Naturwissenschaften. Der Schulunterricht sei schon deshalb dazu ungeeignet, weil bei Experimenten stets das Ergebnis fest stehe. Im richtigen Leben hingegen gehe viel mehr schief, das Ende sei offen, bisweilen aber beglückend überraschend.