Kairo. . Auch vor dem Beginn des Fastenmonats Ramadan in Ägypten am Mittwoch gibt es keine Zeichen der Entspannung nach der Entmachtung von Präsident Mursi. Die Muslimbrüder lehnen ein Versöhnungsangebot Übergangsregierung ab. Auf dem Sinai wurden Armeeposten angegriffen und mindestens zwei Menschen getötet.

Islamistische Extremisten haben im Norden der Halbinsel Sinai, Hochburg fundamentalistischer Salafisten, erneut ägyptische Sicherheitskräfte angegriffen und zwei Menschen getötet. Bei dem Angriff am späten Dienstagabend auf einen Sicherheitsposten seien Granaten eingesetzt worden, verlautete aus Sicherheitskreisen. Ob es sich bei den Opfern um Zivilisten oder Sicherheitskräfte handelt, war zunächst unklar. Sechs Menschen seien verletzt worden.

Die Extremisten nutzen den Zusammenbruch der staatlichen Autorität seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak 2011 zu verstärkten Angriffen auf das benachbarte Israel oder ägyptische Sicherheitseinrichtungen. Am vergangenen Sonntag wurde ein ägyptischer Soldat getötet. Am Freitag kamen fünf Angehörige der Sicherheitskräfte bei Gefechten mit mutmaßlichen Extremisten ums Leben.

Muslimbrüder lehnen Beteiligung an neuer Regierung ab

Das Amt des ägyptischen Übergangspräsidenten Adli Mansur hat eine Versöhnungsinitiative zur Beendigung der Gewalt angekündigt. In einer Erklärung vom Dienstagabend hieß es, die Präsidentschaft beabsichtige, sich mit allen politischen Kräften in der kommenden Woche zu treffen, um einen Plan zur Vermeidung des Blutvergießens aufzustellen. Außerdem habe die Initiative mit Namen „Eine Nation“ das Ziel, die Spaltung in der ägyptischen Gesellschaft zu überbrücken, schreibt die Zeitung „Al-Ahram“ online.

Unterdessen will der neue Chef der Übergangsregierung, Hazem al-Beblawi, auch Vertreter der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit an der Regierung beteiligen. Die Partei ist der politische Arm der Muslimbruderschaft, aus der der gestürzte Präsident Mohammed Mursi stammt.

Die Muslimbruderschaft schlug das Angebot zur Beteiligung an einer neuen ägyptischen Regierung indes unmittelbar aus. "Wir machen keine gemeinsame Sache mit Putschisten", sagte ein Sprecher der Muslimbrüder am Mittwoch. Die Muslimbrüder wiesen "alles zurück", was mit dem "Staatsstreich" zu tun habe, sagte der Sprecher der Nachrichtenagentur afp weiter.

Arabische Ölländer geben Ägypten Milliarden

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate greifen dem krisengeschüttelten Ägypten mit insgesamt 6,3 Milliarden Euro unter die Arme. Durch das Geld solle die ägyptische Wirtschaft angesichts der derzeitigen Herausforderungen des Landes unterstützt werden, sagte der saudiarabische Finanzminister Ibrahim al-Assaf. König Abdullah hatte die Entmachtung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi begrüßt und als erstes Staatsoberhaupt dem neuen Übergangspräsidenten Adli Mansur gratuliert.

Auch interessant

US-Präsident Barack Obama hat mit dem Kronprinzen der Vereinigten Arabischen Emirate und dem Emir von Katar telefonisch über die Lage in Ägypten nach dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi gesprochen. Obama habe dabei Kronprinz Mohammed bin Sajed ermutigt, auf eine gewaltfreie Lösung des Konflikts hinzuwirken, teilte das US-Präsidialamt am Dienstag mit. Mit Emir Scheich Tamim bin Hamad al-Thani sei sich Obama einig gewesen, dass die Einbeziehung aller Parteien und Gruppen für die Stabilität in Ägypten entscheidend sei.

Bundesregierung hat keine konkreten Evakuierungspläne

Die Bundesregierung hat derzeit keine konkreten Pläne für eine Evakuierung von deutschen Staatsangehörigen aus Ägypten. Das Auswärtige Amt beobachte die Lage in Ägypten aber sehr genau und passe seine Reise- und Sicherheitshinweise der Entwicklung ständig an, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Dienstagabend. Es gebe dabei eine enge Abstimmung auch mit deutschen Reiseveranstaltern, um rasch auf eventuelle Veränderungen der Lage reagieren zu können.

Die „Nordwest-Zeitung“ hatte zuvor vorab berichtet, der Krisenstab der Bundesregierung bereite die Evakuierung deutscher Touristen aus Ägypten vor. Die Pläne für eine Rückholaktion lägen bereits in der Schublade. Die Bundesregierung habe gemeinsam mit der Tourismuswirtschaft einen Notfallplan erarbeitet. „Wir sind mit einem Sitz im Krisenstab der Bundesregierung vertreten und könnten sofort mit Rückholaktionen eingreifen“, sagte Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reise-Verbands (DRV), dem Blatt. Aktuell befänden sich rund 35.000 deutsche Urlauber in Ägypten. (afp/dpa/rtr)