Berlin. Fast die Hälfte der Verbraucher würden die Bahn vielleicht häufiger nutzen, wenn sie pünktlicher, sicherer und flexibler wäre. Das ergab eine Umfrage des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), die am Montag veröffentlicht wurde. Bahnmuffel überschätzten demnach die Vorteile des Autofahrens.
Wer nicht Bahn fährt, schätzt ihre Schnelligkeit, ihre Preise und ihre Erreichbarkeit deutlich schlechter ein, als Bahnfahrer. Fast 50 Prozent der Verbraucher würden öfter Bahn fahren, wenn die Leistungen besser wären. Flexibilität und Fahrtdauer sind der Umfrage des Verkehrsclubs Deutschland zufolge entscheidend für die Wahl des Verkehrsmittels. Aus denselben Gründen entscheiden sich die Menschen auch am häufigsten für das Auto. Dabei überschätzten die Bahnmuffel laut VCD aber den Preisvorteil und die Schnelligkeit des Autos massiv. Der Verband forderte daher: „Das Fahren mit der Bahn muss einfacher werden.“
Bahnfahrer schätzen Komfort im Fernverkehr
Bahnreisende wiederum bewerteten das Reisen auf der Schiene im VCD-Bahntest 2009 durchweg positiver als Nichtnutzer. Am Fernverkehr etwa schätzten sie insbesondere den Komfort, die Schnelligkeit und die Erreichbarkeit. Auch loben sie, dass die Fahrzeit besser genutzt werden kann als etwa im Auto. Das Nahverkehrsangebot ihrer Region schätzen sie zudem besser ein als Nicht-Bahnfahrende.
Nicht-Bahnfahrer wünschen sich mehr Flexibilität
Das wichtigste Kriterium für Nichtnutzer, doch häufiger auf die Bahn umzusteigen, wäre der Umfrage zufolge eine höhere Flexibilität. Eine wichtige Rolle für das Umsteigen auf die Schiene spielt naturgemäß zudem die Entfernung zum nächsten Bahnhof: Rund 65 Prozent der Bahnfahrer wohnen laut Studie bis zu vier Kilometer von einer Station entfernt, aber nur knapp 47 Prozent der Bahnmuffel.
Nicht so wichtig ist den Verbrauchern dem Bahntest zufolge der Preis fürs Reisen: Bei der Frage nach der Wahl des Verkehrsmittels stehen die Kosten erst an sechster Stelle. So würden Bahnfahrer für höhere Pünktlichkeit auch höhere Preise in Kauf nehmen. Der Umweltvorteil der Bahn wiederum wird von vielen Befragten zwar anerkannt, er spielt bei der Entscheidung für Auto oder Bahn aber keine Rolle.
Der VCD forderte Bahn und Politik angesichts der Ergebnisse des Bahn-Tests auf, es müsse mit den „Mythen der Nicht-Bahnfahrenden aufgeräumt werden“. Dafür sei intensive Werbung genauso wichtig wie Maßnahmen, die die Bahn flexibler, pünktlicher und sicherer machten.
Um Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Planbarkeit zu erhöhen, forderte der VCD einen "Deutschland-Takt". Dabei würden nicht einzelne Strecken auf maximale Geschwindigkeit ausgebaut, sondern die Züge mit Blick auf die zentralen Umsteigepunkte angepasst. Reisen mit Umstiegen würden dadurch deutlich kürzer. (afp)