Peking. Die Hintergründe der Zusammenstöße in der Unruheregion Xinjiang sind unklar. China sieht “Terroristen“ am Werk. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung ist besorgt über die Unterdrückung der Uiguren. Mittlerweile sollen 35 Menschen getötet worden sein.

Zwei Tage nach den blutigen Zusammenstößen in Xinjiang in Nordwestchina ist die Zahl der Todesopfer auf 35 gestiegen. Staatsmedien sprachen am Freitag von einem "Terrorakt". Es war der seit langem schwerste Gewaltausbruch in der von muslimischen Uiguren bewohnten Region, die ein Konfliktherd ist. Wie Exiluiguren forderte der deutsche Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning eine "transparente Aufklärung". Er zeigte sich besorgt über "Diskriminierung und Unterdrückung der Uiguren".

Nach offizieller Darstellung hatten Angreifer am Mittwoch in Lukqun nahe der Oasenstadt Turpan 24 Menschen getötet. 16 Opfer seien selbst uigurischer Abstammung, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die "Randalierer" hätten Polizeiwachen, Amtsgebäude und eine Baustelle angegriffen. Auch seien Polizeiautos in Brand gesetzt worden. Die Polizei habe das Feuer eröffnet und elf Unruhestifter erschossen, berichtete die Staatsagentur.

12 Menschen bei Explosion ums Leben gekommen

Schon vor dem blutigen Zwischenfall waren in diesem Monat in Ghorachol (Präfektur Aksu) bei einer Explosion zwölf Menschen ums Leben gekommen, wie erst am Donnerstag bekanntwurde. Nach Hausdurchsuchungen sei eine Gruppe von Uiguren bei der Flucht vor der Polizei umzingelt worden und habe einen Sprengsatz gezündet.

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Der Menschenrechtsbeauftragte Löning forderte Chinas Regierung auf, "ihre Politik endlich so zu gestalten, dass die bestehenden Spannungen abgebaut werden". "Dazu ist insbesondere der Schutz der kulturellen und religiösen Menschenrechte der Uiguren sowie ein Ende ihrer wirtschaftlichen Marginalisierung unabdingbar", sagte Löning in einer Mitteilung. Da keine freie Berichterstattung zugelassen werde, sei die Lage schwer einzuschätzen.

Menschenrechtsgruppen nennen Xinjiang ein "Pulverfass". Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen Uiguren und Han-Chinesen. Bei blutigen Zusammenstößen wurden 2009 in Ürümqi rund 200 Menschen getötet. Die turksprachigen Uiguren beklagen religiöse, politische und wirtschaftliche Diskriminierung durch die chinesische Fremdherrschaft in ihrer Heimat. Nach der Gründung der Volksrepublik 1949 hatte sich die kommunistische Führung die Region einverleibt. (dpa)