Düsseldorf. . Jäger in Nordrhein-Westfalen sollen in Zukunft nicht mehr mit bleihaltiger Munition auf die Jagd gehen. Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) will das Verbot rasch in ein verschärftes Jagdgesetz gießen. Das Blei belaste die Umwelt und das Wildfleisch. Die Zunft hingegen warnt vor „Schnellschüssen“ und sieht in Stahlmunition keinen gleichwertigen Ersatz.

Jäger in Nordrhein-Westfalen müssen bald auf bleihaltige Munition verzichten. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) will „so schnell wie möglich“ ein landesweites Verbot von Bleikugeln in einem verschärften Jagdgesetz verankern. Bis zum Jahreswechsel 2013/14 soll der Gesetzentwurf in NRW vorliegen. Jägerverbände warnen vor „Schnellschüssen“.

Ziel der Umstellung der Munition auf „Bleifrei“ ist es, die Bleibelastung der Umwelt zu reduzieren und den Verbraucherschutz beim Genuss von Wildbret zu verbessern. In der Antwort auf eine CDU-Anfrage im Landtag erinnerte Remmel an die nötige Lebensmittelsicherheit „bei jagdlich gewonnenem Wildfleisch“.

Wildfleisch stark belastet

Nach Erkenntnissen des Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR) gehört Wildfleisch zu den am stärksten belasteten Lebensmitteln. In den Landesforsten hat Remmel den Einsatz bleifreier Munition im April per Erlass vorgeschrieben. Künftig sollen auch private Pachten bleifrei werden. Mit dem Blei-Verbot soll zudem der Eintrag von Schadstoffen in Waldböden gesenkt werden.

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Der Deutsche Jagdverband (DJV) empfiehlt Jägern, die Bleimunition benutzen, den Schusskanal des erlegten Tieres großzügig zu entfernen. Gleichzeitig äußerte der Vizepräsident des Verbandes, Wolfgang Bethe, die Bereitschaft, „verstärkt über bleifreie Alternativen bei Büchsenmunition nachzu­denken“.

Jägerschaft ist besorgt

Die Jägerschaft ist besorgt, dass mit Stahlmunition nicht vertraute Schützen Wildtiere häufiger lediglich anschießen würden. Schließlich hätten Stahlkugeln eine andere Flugeigenschaft. Der Umgang damit müsse daher trainiert werden. Doch aus Sicherheitsgründen dürfe Stahlmunition aufgrund der größeren Durchschlagskraft bisher auf den meisten Schießplätzen nicht zum Üben verwendet werden.

Das Argument hält das NRW-Umweltministerium für abwegig. Schließlich werde in Großbritannien seit Jahren problemlos bleifrei geschossen. Der Präsident der Landesjägerschaft, Ralph-Müller-Schallenberg, sprach sich für eine bundeseinheitliche Regelung aus.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium wertet derzeit Studien über die Auswirkungen unterschiedlicher Geschossmaterialien aus. Einige Fragen wie die Tötungswirkung bleifreier Geschosse bedürfen aus Gründen des Tierschutzes noch einer Klärung.