Moskau. Seit zehn Jahren lebt Ex-Oligarch Michail Chodorkowski in Gefangenschaft. Jetzt wird er hinter Gittern 50 Jahre alt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Hinweise, dass der russische Machtapparat einen dritten Strafprozess vorbereitet, um Chodorkowskis Freilassung 2014 zu verhindern, berichten Medien in Moskau am Dienstag.
Am 50. Geburtstag des inhaftierten Kremlkritikers Michail Chodorkowski haben Politiker und Bürgerrechtler die sofortige Freilassung von Russlands bekanntestem politischen Häftling gefordert.
Der seit fast zehn Jahren im Gefängnis sitzende Erzfeind von Präsident Wladimir Putin "sollte endlich frei sein", sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft. Chodorkowski erhielt Glückwünsche aus aller Welt mit Appellen, sich im Lager in Segescha nahe der finnischen Grenze nicht brechen zu lassen.
Anlässlich des runden Geburtstags wolle er seine Mithäftlinge zum Tee einladen, hatte Chodorkowski angekündigt. Am meisten freue ihn aber, dass er an diesem Donnerstag erstmals seit März wieder seine Frau treffe. Anhänger des früheren Chefs des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos wollten in Moskau für seine sofortige Freilassung demonstrieren.
Neue Vorwürfe
Die Zeitungen "Wedomosti" und "Kommersant" verwiesen unterdessen darauf, dass das russische Staatsfernsehen Chodorkowski erneut mit dem Mord an einem Bürgermeister in Sibirien vor 15 Jahren in Verbindung gebracht habe. Seit längerem wird über ein Verfahren wegen Mordes gegen Chodorkowski spekuliert. Der hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Putin selbst hatte einmal erklärt, dass Blut an den Händen der Yukos-Leute klebe. Die Zeitungen berichteten auch, dass die nationale Ermittlungsbehörde zunehmend Experten für den Yukos-Fall zu neuen Vernehmungen vorlade. Chodorkowskis Anwälte lehnten einen Kommentar ab, machten aber auch deutlich, dass sie die Entwicklungen mit Sorge verfolgen.
Chodorkowski war nach einem öffentlichen Disput mit Putin 2003 festgenommen und in zwei Prozessen unter anderem wegen Geldwäsche und Betrugs verurteilt worden. Zuletzt waren Zweifel laut geworden, ob er das Lager 2014 wird verlassen können. (dpa)