Potsdam. . Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck erlitt einen Schlaganfall. Nicht zum ersten Mal macht die Gesundheit dem SPD-Politiker einen Strich durch die Rechnung. Womöglich wurde ihm die Flut und das Flughafen-Desaster zu viel. Doch er will weitermachen, auch weil es keine Alternativen gibt.
Matthias Platzeck versucht, es nicht tragisch zu nehmen. Nur noch „einen leichten Linksdrall“ habe er, sagt Brandenburgs Ministerpräsident, „sonst ist alles ganz gut“. Der SPD-Mann redet nicht von seiner Politik oder Koalition, sondern von seinem Gang, genauer: von den Folgen eines Schlaganfalls, den er letzte Woche erlitt. Sein Sehvermögen, anfangs beeinträchtigt, ist wiederhergestellt. Morgen will er seine Amtsgeschäfte aufnehmen. „Ich hatte wohl einen Schutzengel“, erzählte Platzeck der „Markischen Allgemeinen Zeitung“.
Zu seiner Gesundheit äußerte er sich erst, als es nicht mehr anders ging. Es ist eine heikle Frage, zu privat – und zu politisch. In der SPD drängt sich keiner als Nachfolger auf. Die Nummer zwei? Innenminister Dietmar Woidke. Vielleicht. Die Wahrheit: Der 59-jährige Platzeck ist quasi unverzichtbar, fähig, beliebt, als Zugpferd für die Landtagswahl 2014 fest eingeplant. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Mann nur bedingt stressresistent ist. Mitunter machte er einen angegriffenen Eindruck, wenn ihn wieder einmal eine Grippe plagte.
Zwei Hörstürze im Jahr 2006
2006 hatte er nach zwei Hörstürzen den SPD-Bundesvorsitz abgegeben, nach nur fünf Monaten. Vor seinem jetzigen Ausfall war er auch wieder stark eingespannt gewesen, seit Januar als Aufsichtsratschef des Hauptstadtflughafens BER. In den letzten Wochen war er oft in den Hochwassergebieten unterwegs. „Die letzten Monate waren sehr dicht, räumte Platzeck ein, „es kam vieles zusammen und übereinander.
Zuletzt beim Hochwasser sprühte er vor Tatendrang. „Da war er in seinem Element“, erzählt ein Freund. Als „Deichgraf“ hatte sich Platzeck als Umweltminister einen Namen über die Landesgrenzen hinaus gemacht.
Kräfte überschätzt
Offensichtlich hatte er seine Kräfte überschätzt. Zur Politik gehört ein Pferdenaturell. Platzeck hat nach 2006 Konsequenzen gezogen. Er hat Abstand genommen, Termine zurückgefahren, ging joggen. Manchmal spannte er auf Mallorca aus, Trips, die ihm halfen, runterzukommen. Er war auch gern in der Uckermark unterwegs. Natur gucken.
Und doch bleibt der Job in der Politik eine Tretmühle: Termine, Sitzungen, Kabinett, Landtag, Koalition. Alle fordern ihr Recht. Wenn es nicht läuft, muss der Chef ran. Wie beim BER-Debakel. Nun ist erst mal Sommer. Die Pause kommt ihm gelegen. Ein bisschen kürzertreten.