Bad Rodach. . Die große Mehrheit der Eltern von Schulkindern in NRW bemängelt laut einer neuen Bildungsstudie, dass das bestehende Schulsystem Chancenungleichheit zementiert statt beseitigt. Zwei Drittel fänden es gut, wenn die Grundschule sechs statt vier Jahre dauern würde.

Eine große Mehrheit der Eltern von Schulkindern in NRW wünscht sich laut einer neuen Bildungsstudie ein gerechteres Schulsystem. Nur jeder Vierte von rund 700 Befragten glaubt, dass Chancengleichheit für alle Kinder herrscht.

Das Institut TNS Emnid hatte die bundesweite Studie im Auftrag des Spielwaren- und Kinderkleidungs-Herstellers Jako-o durchgeführt und rund 3000 Mütter und Väter befragt. Die Ergebnisse zeigen wie in den Vorjahren, dass viele Eltern mit dem heutigen Schulsystem nicht besonders zufrieden sind. Das gilt auch für Nordrhein-Westfalen.

83 Prozent der Eltern an Rhein und Ruhr im bevölkerungsreichsten Bundesland sind gegen die gymnasiale Schulzeitverkürzung auf acht Jahre. Nur 15 Prozent der Eltern finden G8 gut. Und wenn es schon die G8-Variante sein muss, dann sollten die Lehrpläne besser an die verkürzte Schulzeit angepasst werden.

Wunsch nach Ganztag bleibt zu oft unerfüllt

71 Prozent der Eltern in NRW würden ihr Kind gern in eine Ganztagsschule schicken, am liebsten in eine offene Ganztagsschule mit freiwilligem Nachmittagsangebot. Laut der Studie sind Ganztagsschulen mit verbindlichen, über den ganzen Tag verteilten Unterrichts-, Ruhe- und Freizeitphasen nur bei einem Drittel der befragten Eltern beliebt.

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Häufig erfüllt sich der Wunsch nach Ganztagsangeboten nicht. So sagen die Verfasser der Studie: „Wenn sich 71 Prozent der Eltern einen Ganztagsplatz für ihr Kind wünschen, aber nur 31 Prozent ihr ältestes, schulpflichtiges Kind auf eine Ganztagsschule schicken, bleibt bei vier von zehn Eltern in NRW der Wunsch nach einem Ganztagsplatz unerfüllt.“

Zwei Drittel der Befragten fänden es gut, wenn die Grundschule sechs statt vier Jahre dauern würde. Acht Prozent wollen den Übergang in die Sekundarstufe sogar erst nach der neunten Klasse. 32 Prozent sind offenbar mit dem bestehenden Grundschulsystem zufrieden.

Eltern fühlen sich zu sehr als „Hilfslehrer“

Dem Miteinander von behinderten und nicht behinderten Schülern (Inklusion) stehen die Eltern insgesamt skeptisch gegenüber. Laut der Studie glauben zwei von drei Befragten, dass behinderte Kinder in Sonderschulen besser gefördert werden. 90 Prozent nehmen an, dass der gemeinsame Unterricht zwar die sozialen Fähigkeiten der nicht behinderten Kinder fördert.

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Das fachliche Lernen könnte aber nach Einschätzung jedes zweiten Befragten durch die Inklusion leiden. Während eine breite Mehrheit für den gemeinsamen Unterricht mit körperlichen Kindern und Kindern mit Lernschwierigkeiten ist, steht die Hälfte der Befragten dem Unterricht zusammen mit geistig Behinderten und Verhaltensauffälligen skeptisch gegenüber.

Die Mehrheit der Eltern in NRW (59 Prozent) sagt, dass Eltern zu sehr als „Hilfslehrer“ auftreten müssen. Sie leisteten vieles von dem, was eigentlich Aufgabe der Schule sei. Ein Drittel der Schulkinder in NRW benötigt Unterstützung bei der Bewältigung ihrer schulischen Aufgaben. Ein Viertel der Kinder bekommt gelegentlich oder regelmäßig Nachhilfe.