Istanbul. Die Demonstrationen in der Türkei reißen trotz Erdogans Drohgebärden nicht ab - und ein Ende ist nicht abzusehen. Die türkische Opposition warnt Regierungschef Erdogan vor einer weiteren Eskalation. Ein Ende ist nicht abzusehen. In Deutschland forderte der SPD-Parteivorstand ein Ende der Gewalt in der Türkei und die Freilassung von willkürlich Verhafteten.

Die Protestwelle gegen den türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan reißt nicht ab. In der Nacht zum Montag ging die Polizei in mehreren Städten erneut gegen Demonstranten vor, darunter in der Hauptstadt Ankara und in Adana, wie türkische Medien berichteten. Nach Drohungen Erdogans gegen die Protestbewegung forderte der Vorsitzende der oppositionellen Republikanischen Volkspartei (CHP), Kemal Kilicdaroglu, den Regierungschef zur Mäßigung auf.

"Eine Politik, die sich aus Spannung nährt, stürzt die Gesellschaft ins Feuer", zitierte die Tageszeitung "Hürriyet" den Politiker.

Ministerpräsident Erdogan schlägt immer schärfere Töne an. Die Demonstranten seien Marodeure, die zerstören und plündern, sagt er. Inmitten neuer großer Proteste am Wochenende droht er den Demonstranten, nun sei es genug. "Sonst muss ich leider in einer Sprache sprechen, die ihr versteht. Denn auch die Geduld hat ein Ende", warnte er.

Regierungspartei will Kundgebungen organisieren

Erdogans Prognose, die Proteste würden nach einigen Tagen einschlafen, hat sich nicht erfüllt. In der Hauptstadt Ankara und anderen Städten haben sich die Demonstranten von allabendlicher Polizeigewalt nicht vertreiben lassen. In Istanbul hat sich die Protestbewegung am Rande des Taksim-Platzes im Gezi-Park mit einer Zeltstadt festgesetzt.

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Erdogans islamisch-konservative Regierungspartei AKP will am kommenden Wochenende zwei Kundgebungen von Anhängern in Ankara und Istanbul organisieren. Erdogan hatte am Sonntag bei einer Ansprache am Flughafen von Ankara den Demonstranten gedroht, Geduld habe ihre Grenzen.

Polizei nimmt Twitter-Nutzer fest

Die türkische Polizei nahm in der südlichen Provinz Adana insgesamt 13 weitere Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter vorübergehend fest. Ihnen werde vorgeworfen, im Internet zu Unruhen angestachelt und Angriffe auf Polizeikräfte koordiniert zu haben, berichtete der Sender CNN Türk. Twitter und Facebook sind für viele Regierungsgegner die wichtigsten Kommunikationsmittel.

Proteste in der Türkei

Die Türkei erlebt in den letzten Tagen eine Welle von Protesten, die sich gegen die Regierung und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan richten.
Die Türkei erlebt in den letzten Tagen eine Welle von Protesten, die sich gegen die Regierung und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan richten. © AFP
Die Türkei erlebt in den letzten Tagen eine Welle von Protesten, die sich gegen die Regierung und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan richten.
Die Türkei erlebt in den letzten Tagen eine Welle von Protesten, die sich gegen die Regierung und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan richten. © dpa
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Die Türkei erlebt in den letzten Tagen eine Welle von Protesten, die sich gegen die Regierung und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan richten. © REUTERS
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Die Protestwelle hat sich an der brutalen Räumung eines Protestlagers im Gezi-Park am Randes des Istanbuler Taksim-Platzes entzündet. Inzwischen richten sich die Demonstrationen vor allem gegen den als immer autoritärer empfundenen Kurs Erdogans und seiner islamisch-konservativen Partei.

In Deutschland forderte der SPD-Parteivorstand in einer am Montag verabschiedeten Resolution ein Ende der Gewalt in der Türkei und die Freilassung von willkürlich Verhafteten. Die SPD rief die türkische Regierung auf, in einen friedlichen Dialog mit den Oppositionsgruppen einzutreten und die in den vergangenen Jahren erreichten Fortschritte in der Entwicklung eines demokratischen Staates nicht in Frage zu stellen. (dpa)