Düsseldorf. Ausländische Ärzte sollen künftig einen umfassenden Deutschtest absolvieren, wenn sie in Deutschland praktizieren wollen. Dies fordert NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) gegenüber unserer Zeitung. Die bishereigen Regelungen seien unzureichend, sagte Steffens.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) fordert bundeseinheitliche Sprachtests für ausländische Ärzte in deutschen Kliniken und Praxen. „Missverständnisse können in der Medizin verhängnisvolle Folgen haben“, sagte Steffens unserer Zeitung. Deshalb müssten Ärzte und Patienten für eine richtige Diagnose „dieselbe Sprache sprechen“. Jeder achte Klinikarzt in NRW kommt inzwischen aus dem Ausland. Mit bundesweit 28.000 ausländischen Ärzten hat sich deren Zahl in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Auf der Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern am 26./27.Juni in Potsdam sollen Eckpunkte für ländereinheitliche Teststandards erarbeitet werden. Steffens verlangte, dass eine Vereinheitlichung nicht zur Absenkung bisheriger NRW-Standards führt. Ausländische Ärzte, die ihren erlernten Beruf ausüben wollen, müssen in NRW heute neben den notwendigen Fachkenntnissen im Berufsanerkennungsverfahren auch die Beherrschung der deutschen Sprache nachweisen. In Sprachtests werden das Leseverstehen und der mündliche Ausdruck geprüft. Außerdem müssen ausländische Ärzte in einem 20-minütigen simulierten Patientengespräch zeigen, dass sie die Kranken in verständlicher Sprache aufklären und beraten können.

Kritiker halten Sprach-Anforderungen nicht für ausreichend

Nach Angaben von Ministerin Steffens laufen derzeit in NRW 20 Kurse mit 189 Personen. Die Kurse werden je nach Bedarf mit 160 bis zu 730 Unterrichtseinheiten angeboten. In NRW müssen ausländische Ärzte das in Europa anerkannte Sprachzertifikat der Stufe B2 nachweisen: Das attestiert ihnen bei einem erfolgreichen Abschluss umfassende Deutschkenntnisse. Kritiker halten die Anforderungen allerdings für nicht ausreichend. Die meisten ausländischen Ärzte in NRW kommen aus Griechenland, Rumänien, Russland, Polen, Syrien, Iran, Ungarn, der Türkei und Österreich. Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund und die Ärztekammern sprechen sich für einheitliche Deutschtests aus.

Gesundheitsministerin Steffens verwies auf die Notwendigkeit, ausländischen Ärzten auch eine „Starterberatung“ zu geben. „Wir dürfen Zuwanderer im komplexen Verwaltungssystem nicht allein lassen. Sie müssen begleitet und unterstützt werden“, sagte Steffens. In NRW erhalten ausländische Ärzte deshalb nicht nur Sprachkurse, sondern auch Unterstützung bei der Eingliederung und der Verlagerung des familiären Lebensmittelpunkts. Dabei sind Ärztekammern, Krankenhausgesellschaft, das Landeszentrum Gesundheit und die Landesinitiative des Gesundheitsministeriums aktiv.