Enschede. Die Rheinländer und Westfalen bekommen womöglich schon ab 2015/16 einen neuen Flughafen – nicht in NRW, aber knapp hinter der Landesgrenze in den Niederlanden. Die benachbarten Flughäfen Münster/Osnabrück (55 Kilometer entfernt) und Weeze (91 km) sind alarmiert. Denn natürlich würde das neue Angebot weit nach NRW hinein strahlen und deutsche Passagiere locken.
Immer konkreter werden die Pläne zum „Airport Twente“ bei Enschede. Die von dem niederländischen Unternehmer Dik Wessels geleitete Reggeborgh-Gruppe will das Geld zur Verfügung stellen, der erfahrene Flugzeugabfertiger Aviapartner möchte sich ebenfalls beteiligen – Aviapartner ist mit 37 Flughäfen in Europa im Geschäft.
Die beiden haben sich jetzt mit der Flughafen-Entwicklungsgesellschaft ADT Twente geeinigt: der Airport Twente soll so schnell wie möglich entstehen. Ein Konzessionsvertrag liegt vor. Darin steht, dass Reggeborgh/Aviapartner „für 49 Jahre das Recht erhalten, den Flughafen und das zugehörige Gewerbegebiet zu nutzen.“
Die Piste ist schon lange da
„Wir haben hier beste Voraussetzungen. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei dem Gelände um einen früheren Militärflughafen handelt. Es gibt schon eine Infrastruktur, wir haben eine 3000-Meter-Piste. Daher dürfte die Investition bei 40 bis 50 Millionen Euro liegen.
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Das ist vergleichsweise wenig“, sagte Leo van der Ree, Direktor von ADT Twente, dieser Zeitung. Er erinnert an den umstrittenen Regional-Flughafen Kassel-Calden, dessen Entwicklung 270 Millionen Euro gekostet hatte. Angeblich sind der Touristik-Konzern TUI mit seinen niederländischen Tochter-Firmen Arkefly und Transavia daran interessiert, sich in Twente zu engagieren. Mit Ryanair – dem Platzhirschen im benachbarten Weeze – soll es hingegen keine Gespräche gegeben haben.
Die Stadt Enschede und die Provinz Overijssel müssen dem Konzessionsvertrag zustimmen. Ihr „Ja“ gilt als wahrscheinlich, denn beide würden vom Twente Airport profitieren. Die Arbeitslosigkeit in dieser Region ist mit zehn Prozent hoch. Die Flughafenentwickler locken die Politik mit der Prognose, dass in Twente bis zum Jahr 2030 zwischen 1000 und 2500 Arbeitsplätze entstehen könnten. Schon vor vier Jahren hatte die Politik grundsätzlich Ja gesagt zum neuen Airport.
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Die Provinz, die Stadt Enschede und die niederländische Regierung wollen einmalig fünf Millionen Euro in die Entwicklung des Twente Airport investieren. „Etwa 30 bis 40 Prozent unserer Fluggäste dürften aus Deutschland kommen“, rechnet Leo van der Ree vor. Er hofft, dass nach einer Anfangsphase mindestens 800.000 Passagiere im Jahr von Twente aus fliegen werden.
Zweifel an der Wirtschaftlichkeit
Im Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) hört man dies nicht gern. „Die Region braucht keinen neuen Airport. Wir füllen die Funktion für Enschede mit aus“, sagte ein Flughafen-Sprecher. Eine neue Startbahn in Twente würde „nie schwarze Zahlen schreiben können“. Der FMO-Sprecher gibt sich kämpferisch: „Wir würden uns nicht verstecken müssen, weil wir seit 40 Jahren am Markt sind. Wir setzen ein starkes Angebot dagegen.“
Im Airport Weeze am Niederrhein kommt jeder zweite Passagier aus den Niederlanden. Flughafen-Chef Ludger van Bebber sagte, er glaube nicht daran, dass Twente zur ernsthaften Konkurrenz heranreifen könne. „Im dortigen Einzugsgebiet leben zu wenige Menschen. Außerdem ist die Marktsituation für regionale Flughäfen derzeit schwierig. Einziger Vorteil der Niederländer: Dort wird keine Luftverkehrssteuer fällig.“