Düsseldorf. . Strom vom eigenen Dach statt aus dem Kraftwerk - das wäre einer neuen Studie zufolge auch im nicht so sonnenverwöhnten NRW massenhaft möglich. Und: Es wäre sogar billiger als „konventioneller Strom aus der Steckdose“, betont Umweltminister Johannes Remmel (Grüne).
In NRW soll sich die Zahl der Solarstrom-Anlagen nach dem Willen des grünen Umweltministers Johannes Remmel noch einmal vervielfachen. Laut einer Studie des Landesumweltamtes könnte mit Photovoltaik rechnerisch gut die Hälfte des gesamten Jahresstrombedarfs in NRW gedeckt werden. Möglich seien bis zu 72,2 Terawattstunden – zurzeit sind es gerade einmal zwei bis drei. Mit einer Terawattstunde kann die Stromversorgung von 250 000 Haushalten sichergestellt werden. „Wir haben Nachholbedarf“, sagte Remmel.
Das Ausbaupotenzial für neue Solaranlagen könne zu 53 Prozent auf Dächern erschlossen werden. Auch könnten Parkplätze, Deponien oder die Randstreifen von Autobahnen und Schienentrassen zur Stromgewinnung genutzt werden.
Remmel ermunterte Städte und Hausbesitzer zum weiteren Ausbau der Photovoltaik. Der Trend zeige Richtung Eigenstromversorgung, die sich auch finanziell lohne. Schon heute lägen die Kosten für selbstproduzierten Solarstrom mit 18 Cent pro Kilowattstunde deutlich unter den 26 Cent, die im Schnitt von Energiekonzernen für normalen Haushaltsstrom verlangt werden.
Ausbau politisch umstritten
Offen blieb jedoch, wer den massiven Ausbau der Solarenergie in den kommenden Jahren bezahlen soll. Ein Vier-Personen-Haushalt müsste nach Berechnungen von Landesumweltamt-Präsident Heinrich Bottermann zunächst etwa 10 000 Euro für eine Solaranlage investieren. Die Kosten würden sich erst nach acht bis zehn Jahren rechnen. Die Subventionierung der Sonnenenergie ist zudem politisch umstritten.
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Ungeklärt ist zudem die Frage, wie das Stromnetz einen explosionsartigen Anstieg von nicht kalkulierbarer Sonnenenergie in NRW verkraften soll. Remmel setzt dabei auf innovative Speichertechnologien und eine stärkere „Verschränkung“ mit den konventionell verstromenden Nachbarländern Belgien und Niederlande. So soll sichergestellt werden, dass der Solarstrom an sonnenreichen Tagen abgenommen werden kann und auch nachts Energie zur Verfügung steht.
Köln mit Potenzial
Wertvoll dürfte die Studie vor allem für die Kommunen sein, die erstmals einen Überblick über die Zahl ihrer Photovoltaik-Anlagen und möglichen Zubaugebiete erhalten.
So wird Köln mit 2428 Gigawattstunden pro Jahr das größte Ausbaupotenzial attestiert. Aber auch Dortmund (1489 GWh/pro Jahr), Duisburg (1429), Düsseldorf (1273), Essen (1074), Gelsenkirchen (680), Mülheim (487) oder Hagen (486) sollen noch beträchtliche freie (Dach-)Flächen besitzen.
Besonders günstige Sonnenbedingungen gibt es laut Studie in ländlichen Gebieten im Münsterland und am Niederrhein. Spitzenwerte bei bereits bestehenden Solarplatten erreicht schon heute Dortmund mit 2311 Anlagen weit vor Köln (1621), Essen (1124) oder Düsseldorf (904).