Essen. . Abitur geschafft, aber was jetzt? Viele Abiturienten in NRW stehen vor schweren Fragen. Studieren? Eine Ausbildung beginnen? Ein Jahr ins Ausland? Hohe Zulassungsbeschränkungen und vermeintlich knappe Bewerbungsfristen an den Unis sorgen für Verunsicherung. Bei unserer Telefonaktion gaben vier Experten Rat.
Die Ratlosigkeit ist offenbar riesig. Bekomme ich einen Studienplatz? Was soll ich studieren? Reicht meine Abiturnote? Wie bewerbe ich mich? Das waren häufige Fragen bei der unserer Telefonaktion zum Thema Abitur – und jetzt? Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Prorektorin Ingrid Lotz-Ahrens (Uni Duisburg-Essen), Studienberaterin Eva Fischer (Ruhr-Uni Bochum) und Abiturientenberater Jörg Hamann (Handwerkskammer Dortmund) hatten zwischen den Anrufen kaum Zeit zum Luftholen.
„Mein Problem ist: Ich weiß nicht, was ich genau machen soll. Ich habe viele Ideen, aber alles wieder aufgegeben“, sagte eine Abiturientin aus Gladbeck. Ein Gesangsstudium würde sie gerne machen, „dann habe ich an Jura gedacht“. Aber auch Medizin finde sie interessant. „Wenn Sie noch so unentschlossen sind, rate ich Ihnen, sich an die Studienberatung einer Hochschule in Ihrer Nähe zu wenden“, antwortet Wissenschaftsministerin Schulze.
Sorgen um Zulassungsbeschränkungen
„Kommunikation und Medienwissenschaften würden mich auch reizen, doch was mache ich damit nach dem Studium?“, fragte die Abiturientin weiter, eine Sorge, die viele junge Anrufer äußerten. Die Antworten waren stets ähnlich: „Das wichtigste ist, dass Sie herausfinden, was Ihnen Spaß macht, auch wenn man noch nicht so genau weiß, wohin das führt“, erklärte Schulze. „Besuchen Sie die Studienberater, stöbern Sie auf den Internet-Seiten der Unis“, war ein wiederkehrender Rat.
Andere Anrufer wussten bereits ganz genau, wohin sie wollen, hatten ganz spezielle Fragen: „Ich will Lehramt studieren, Deutsch und Latein, welche Praktika brauche ich dafür?“, fragte eine 18-Jährige aus Sprockhövel. Auch ihr konnte geholfen werden. Eine große Sorge war der Numerus clausus, selbst Einserkandidaten fragten nach den Zulassungsbeschränkungen.
Knappe Bewerbungsfrist
Doch der Notenschnitt ist nicht allein entscheidend, erklärten die Experten immer wieder. Er ist von Fach zu Fach, von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Oft ist der NC am Ende weniger streng als gedacht. „Bewerben Sie sich an mehreren Hochschulen, das erhöht Ihre Chancen“, war der Hinweis, den Studienberaterin Eva Fischer vielen Anrufern gab. Prorektorin Ingrid Lotz-Ahrens empfahl: „Schauen Sie in die Studienverlaufspläne und Modulhandbücher.“ Dort werden die Inhalte einzelner Studiengänge aufgeschlüsselt.
Selbst wenn es mit dem Studienplatz nicht auf Anhieb klappt, ist das kein Weltuntergang. Auslandsaufenthalte oder Freiwilligendienste bieten spannende Erfahrungen und erhöhen die Zahl der Wartesemester. Ein weiterer Vorteil: Wer einen Studienplatz erhält, während er ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr, den Bundesfreiwilligendienst, den Jugendfreiwilligendienst oder einen Entwicklungsdienst absolviert, erhält eine Studienplatzgarantie für den nächsten Termin. Schon vor dem Dienst bewerben, lautete der Experten-Tipp.
Internetseiten als Hilfe
Auch die Frage, wie man sich für ein Studium bewirbt, kehrte immer wieder. Diese Hinweise findet man leicht auf den Internet-Seiten der Unis. Was die Abiturienten dabei beunruhigt: Viele Hochschulen haben ihre Onlineanmeldungen bereits freigeschaltet, die Frist endet am 15. Juli. Doch die dafür nötigen Abi-Zeugnisse erhalten einige Schüler erst wenige Tage zuvor. Ein Nachteil soll dadurch nicht entstehen. Zumeist genügt es, bei der Anmeldung die Note in die Onlinemaske einzugeben. Das Original muss erst bei der Einschreibung vorgelegt werden. Eva Fischer rät: „Bewerben Sie sich, sobald Sie das Zeugnis haben.“ Schon vorher sollten sich die Abiturienten die Studiengänge und Hochschulen ausgesucht haben. Sonst wird die Zeit wirklich knapp.
Jörg Hamann warb bei den ratsuchenden Anrufern für eine Berufsausbildung. Einer Abiturientin, die sich für ein Bauingenieur-Studium interessierte, machte er eine passende Ausbildung schmackhaft, „dann haben Sie bereits Ahnung vom Handwerk und der Bauplanung“, sagte er. „Studieren können Sie anschließend immer noch.“