Essen. Kapitalismusgegner gegen Selfmade-Milliardär. Am Dienstagabend suchten Gregor Gysi und Carsten Maschmeyer in der Sendung “Eins gegen Eins“ einen gemeinsamen Nenner in Sachen soziale Gerechtigkeit - vergeblich. Zum Schluss ging es dann um einen Goldschatz in der Schweiz.

Gregor Gysi ist Fraktionsvorsitzender der Linken, überzeugter Sozialist und prangert regelmäßig die Auswüchse des Kapitalismus an. Carsten Maschmeyer ist Milliardär, erfolgreicher Unternehmer und vermarktet die Geheimnisse seines Aufstiegs in einem Buch.

Durch solch gegensätzliche Gesprächspartner, versucht die Sat1-Sendung "Eins gegen Eins" Brisanz zu gewinnen. Hier trafen Gysi und Maschmeyer am Dienstagabend aufeinander. Das Thema der groß angekündigten Debatte: "Arm gegen Reich - Wird Deutschland immer ungerechter?

Maschmeyer zieht Fußballvergleich

Neue Erkenntnisse brachte die Diskussion kaum. Beide Kandidaten bearbeiteten die Themenbereiche Bildung, Steuern, Löhne und Marktmacht aus liberaler und linker Sicht. Eine Annäherung war zum Ende der Sendung nicht erkennbar.

Maschmeyer beschrieb das Bild seiner Jugend in einfachen Verhältnissen und verwieß auf die traditionellen Tugenden Fleiß und Durchhaltevermögen als Garanten für Erfolg im Leben. "Das Wichtigste ist Chancengleichheit. Ich glaube, dass es nie so einfach war wie heute, Wissen zu erwerben," sagte Maschmeyer. Anschließend zog er einen gewagten Vergleich zur Jugendarbeit des Deutschen Fußballbundes. Die gute Ausbildung des Nachwuchses habe die Deutsche Nationalmannschaft erfolgreich reformiert. "Das ist ein tolles Beispiel für Bildung, für Kämpfen, für Wollen," sagte er.

Gysi: Arme haben weniger Chancen

Gysi konterte: "Wir sind bei der Bildung meilenweit von der Chancengleichheit entfernt." Der Politiker verwies auf die ungerechte Vermögensverteilung in Deutschland, wonach wenige Prozent der Deutschen mehr als die Hälfte des Privatvermögens besitzen. "Es ist leider so, dass wir heute sehr viele Arme haben, die gar keine Chance haben, aus der Armut herauszukommen."

Im weiteren Verlauf des Rededuells verharrten beide Teilnehmer auf ihren Positionen und gingen kaum auf die Erklärungen ihres Gegenübers ein.

Der Linkenchef argumentierte im Sinne seines Parteiprogramms und forderte eine Reichensteuer, Gesamtschulen und einen flächendeckenden Mindestlohn. Maschmeyer rügte die seiner Meinung nach oberflächliche Kritik an erfolgreichen Unternehmern. Erst durch angereichertes Vermögen sei es möglich, anderen zu helfen. Als Beispiele nannte er Dirk Rossmann und die Aldi-Brüder, die mit ihren ökonomischen Konzepten Nahrungs- und Drogerieprodukte für jedermann bezahlbar gemacht hätten. "Das ist eine unternehmerische Leistung," betonte Maschmeyer.

Gysi bat Maschmeyer um Hilfe

Bereits im Vorfeld der Ausstrahlung wurden Details über ein Hilfegesuch von Gysis Anwaltskanzlei an Carsten Maschmeyer aus dem Jahr 2011 bekannt, das zum Ende der Sendung in die Debatte eingebracht wurde. Demnach vertritt Gysi einen insolventen Unternehmer, der Gold im Wert von etwa 43 Millionen Euro bei der Schweizer Bank UBS eingelagert haben soll und dieses nun nicht zurückbekommt. Heute beziehe der Mann Hartz IV. Gysi soll Maschmeyer gebeten haben, Kontakte zum UBS-Führungspersonal herzustellen, um die Angelegenheit zu klären. Maschmeyer brachte die Anfrage Gysis am Dienstagabend zur Sprache und warf dem Politiker Scheinheiligkeit vor. Wer politische Forderungen wie Gysi stellt, solle bestimmte Klienten nicht vertreten. "Das ist auch eine moralische Sache, die nicht nur mit Gerechtigkeit und Gleichheit zu tun hat," sagte Maschmeyer.