Hamburg. Hamburg ganz in Blau. Nach langer Vorbereitung geht es endlich los mit dem Kirchentag. Zehntausende strömen in die Stadt, der Bundespräsident kommt. Und das Wetter spielt auch mit. Kirchentags-Präsident Robbers sagte, von dem Treffen solle ein Zeichen des Dialogs mit anderen Religionen ausgehen.

Zum 34. Evangelischen Kirchentag in Hamburg haben sich fast 117.000 Dauerteilnehmer angemeldet - etwa ebenso viele wie vor zwei Jahren in Dresden. Das teilten die Organisatoren am Mittwoch kurz vor Beginn des fünftägigen Glaubensfestes in Hamburg mit.

Darüber hinaus werden Zehntausende erwartet, die einzelne der mehr als 2500 Veranstaltungen besuchen, jedoch nicht die ganze Zeit bis Sonntag auf dem Kirchentag bleiben wollen. 5500 Helfer engagieren sich ehrenamtlich, so viele wie noch nie.

Auch interessant

Der Kirchentag wird mit mehreren großen Open-Air-Gottesdiensten eröffnet. Danach will Bundespräsident Joachim Gauck einige Begrüßungsworte an die Gläubigen richten. Am Donnerstag nimmt Gauck an einer Diskussionsveranstaltung teil, am Freitag kommt Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Das Kirchenfest der Protestanten findet im Wechsel mit dem Katholikentag alle zwei Jahre statt, Hamburg ist zum vierten Mal Gastgeber.

Auch Moscheen und Synagogen öffnen ihre Türen

Am Hamburger Hauptbahnhof und an anderen Orten der Hansestadt trafen bei Sonnenschein und nordisch frischen Temperaturen Tausende Besucher ein. Viele vor allem junge Leute waren mit Rucksäcken und Isomatten bepackt, sie schlafen in Schulen oder Privatquartieren. Überall wehten die blauen Fahnen des Kirchentages, Menschen trugen blaue Schals. An Bühnen etwa in der Hafencity oder auf der Reeperbahn, aber auch auf dem Markt der Möglichkeiten in den Messehallen legten Techniker letzte Hand an.

Auch interessant

Kirchentags-Präsident Gerhard Robbers sagte, von dem Treffen solle unter anderem ein Zeichen des Dialogs mit anderen Religionen ausgehen. Er verwies darauf, dass auch Moscheen und Synagogen ihre Türen öffneten. Zudem erhoffe er sich vom Kirchentag Impulse zur Lösung drängender gesellschaftlicher Fragen. «Wir brauchen in unserer Gesellschaft neue Konsense», mahnte Robbers. Als Beispiele nannte er das aus seiner Sicht nicht zukunftsfähige Wirtschaftssystem, die Entwicklung Europas und «die Art, wie wir miteinander umgehen».

Neue Ideen gegen Armut gefragt

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs von der gastgebenden Nordkirche verwies auf das Kirchentagsmotto «Soviel du brauchst» und beklagte die große Kluft zwischen Arm und Reich. Sie hoffe deshalb auf neue Ideen gegen Armut. Auf einer gemeinsamen Kundgebung von Kirchen und Gewerkschaften zum 1. Mai auf dem Hamburger Fischmarkt forderte sie die Einführung eines verbindlichen Mindestlohns. Zudem erwartet Fehrs vom Kirchentag ein starkes Zeichen des Glaubens. «Wir brauchen eine religiöse Koalition gegen Gottvergessenheit», mahnte sie. In Hamburg ist nur noch jeder Dritte getauft. (dpa)